PROZESSTECHNIK:  Was ist für Sie die wichtigste technische Entwicklung aller Zeiten?

Dimitrios Charisiadis: Die Linie der Kommunikation, angefangen vom Morsen über das Telefon bis hin zum Internet. Diese Entwicklung hat zu Beginn Informationen schnell über große Strecken übermitteln können. Heute hat die Informationsübermittlung, -speicherung und -verteilung Einfluss auf alle privaten und beruflichen Lebensbereiche.

 PROZESSTECHNIK:   Für welche moderne technische Entwicklung sehen Sie die größte Zukunft?

Dimitrios Charisiadis: Ich denke das Thema KI wird  in der Zukunft eine entscheidende Rolle spielen und technische Entwicklungen hervorbringen, die wir uns heute noch nicht einmal vorstellen können.

 PROZESSTECHNIK:   Welche gesellschaftliche Entwicklung wird den größten Einfluss auf die Zukunft haben?

Dimitrios Charisiadis: Ich begrüße den stärkeren Fokus der Gesellschaft auf die umweltbezogenen Themen, sei es der Klimaschutz, die Versorgung der Welt mit (Trink-) Wasser, etc. Diese wichtige gesellschaftliche Entwicklung wird Technologien schaffen, die unsere Zukunft nachhaltig positiv beeinflussen werden.

 PROZESSTECHNIK:   Was halten Sie für die wichtigsten Errungenschaften Ihres Unternehmens?

Dimitrios Charisiadis: Ein Unternehmen, welches 73 Jahre besteht, hat sich ständig den veränderten Marktbedingungen anpassen müssen. Technische Veränderungen wurden immer analysiert, bewertet und bei Bedarf in Produkte und Lösungen umgesetzt. Auch strukturelle Veränderungen sind umgesetzt worden, um die Bedürfnisse des Marktes bestmöglich zu befriedigen. Dies alles mit dem Ziel, höchstmögliche Kundenzufriedenheit zu erlangen. Ich sehe in dieser enormen Flexibilität die wichtigste Errungenschaft des Unternehmens.

 PROZESSTECHNIK:   Wie beschreiben Sie Ihre Unternehmenspolitik? Was ist das Motto Ihres Unternehmens?

Dimitrios Charisiadis: Unsere Unternehmenspolitik ist geprägt durch langfristiges und nachhaltiges wirtschaften. Evolution ist uns wichtiger als Revolution. Wir rennen nicht jedem Trend direkt hinterher, sondern bewerten mit Augenmaß die Auswirkungen am Markt und für das Unternehmen. 

Darüber hinaus leben wir im Unternehmen einen respektvollen Umgang mit allen Mitarbeitenden über alle Ebenen.

Unser Claim „More than Sensors und Automation“ wurde intern durch unsere Unternehmensvision gestärkt. Ein Element dieser Vision ist „Wir gestalten Zukunft“. Dies treibt uns an, weiterhin nachhaltige und qualitativ hochwertige Produkte aber immer stärker auch Systemlösungen zu entwickeln und anzubieten, die unsere Kunden begeistern und erfolgreicher machen.

 PROZESSTECHNIK:   Welche Herausforderungen sehen Sie für die Zukunft?

Dimitrios Charisiadis: Zum einen sehe ich die marktpolitischen Bewegungen kritisch. Die Abschottung der Märkte verhindert übergreifend gleiche Standards. Zum anderen halte ich die Mega-Unternehmen für eine besorgniserregend Entwicklung, das diese mit Ihrer Unternehmensmacht das „freie Spiel der Märkte“ beeinflussen.

Hier müssen mittelständige familiengeführte Unternehmen enorme Anstrengungen unternehmen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Ich sehen einen guten Ansatz darin, strategische Entwicklungspartnerschaften einzugehen und stärker miteinander zu kooperieren. Ansonsten sind die technologischen Entwicklungen nicht mehr von jedem einzelnen Unternehmen zu finanzieren.

Darüber hinaus hat die KI viele Chancen. Wir müssen aber auch die Risiken im Auge behalten. Welche Rolle wird der Mensch zukünftig spielen, was kann und soll von Maschinen übernommen werden?

 PROZESSTECHNIK:   Welche Entwicklungen plant Ihr Unternehmen für die Zukunft?

Dimitrios Charisiadis: Wir werden uns in den nächsten Jahren auf eine Reise der Unternehmens-Transformation begeben, um uns weiterhin an die sich immer schneller ändernden Marktbedingungen anzupassen. Das wir das gut können, haben wir in den vergangenen 73 Jahren bewiesen.

Dies tun wir nicht zum Selbstzweck, sondern wir werden Produkte und Systemlösungen anbieten, die Automatisierung vom Sensor bis in die Cloud ermöglichen. Dazu benötigt es digitale Sensoren mit standardisierten, digitalen Protokollen, die einfach mit unseren Automatisierungslösungen und in die JUMO Cloud kommunizieren können. Die Speicherung, Analyse, Aufzeichnung und Verarbeitung der Daten findet noch in unseren Automatisierungssystemen statt. Die ersten Lösungen mit Anbindungen in die JUMO Cloud sind umgesetzt. Hier planen wir konsequent die weiteren Schritte, um vom digitalen Sensor, idealerweise energieautark, bis in die Cloud Systemlösungen zu entwickeln. Getreu unserm Claim/Motto: „More than Sensors und Automation“!

Herr Charisiadis wir danken Ihnen für dieses Interview!