
Grasfaserbasierte Packmittel kommen aufgrund ihrer Stabilität und Sensorik nur sporadisch zum Einsatz. Quelle: Gerhard Schubert GmbH
Welches Potenzial birgt das PCC mittelfristig für Kunden?
Michael Graf: Kunden kommen sowohl auf Berndt+Partner Consultants als auch auf Schubert zu. Und das aus gutem Grund: Im PCC analysieren wir das komplette Verpackungsportfolio und bewerten die Lösungen auf PPWR-Konformität. Die Zusammenarbeit mit Schubert und Berndt+Partner Consultants bietet unseren Kunden also einen enormen Vorsprung bei der nachhaltigen Produktion. Letztlich wollen wir damit sicherstellen, dass die Produkte der teilnehmenden abpackenden Unternehmen auch im Jahre 2030 noch marktfähig sind und in der EU vertrieben werden dürfen.
Wie gut sind die Unternehmen auf die Umsetzung der PPWR vorbereitet?
Matthias Giebel: Es klang vorhin schon an: Während einige sich sehr umtriebig zeigen, machen andere weiter wie bisher. Das hat viel mit den Rahmenbedingungen der einzelnen Branchen zu tun. Die Süßwarenindustrie hat enormen Handlungsbedarf, weil sie für Primärverpackungen lange Zeit auf nicht recyclingfähige Folien setzte. Auch überdimensionierte, bisweilen verzierte Verpackungen – besonders bei Geschenkprodukten – gehören zum Verpackungsmix vieler Hersteller…
Michael Graf: …und Multipacks aus Kunststoff sind ebenso vielerorts noch die Regel. Der Haken an der Sache: Die genannten Beispiele fallen unter die Verbote der PPWR – keine Umverpackung aus Kunststoff mehr, keine Übergrößen, und keine Packmittel, die sich nicht recyceln lassen. Für die großen Unternehmen steht viel auf dem Spiel, weshalb sie bereits jetzt handeln – und dabei großes Engagement zeigen. Bei den Backwaren sehen wir ebenfalls viel Kunststoff, zum Beispiel bei den Clamshells für Produkte wie Muffins. Die logische Folge – und Forderung – aus der PPWR lautet: mehr Rezyklat ab 2030. Weil bei den Abnehmern jedoch noch keine Nachfrage danach besteht und Rezyklat derzeit teuer ist, übt die PPWR hier noch keinen so hohen Druck aus – obwohl Backwarenhersteller sie genauso einhalten müssen und sich daher rechtzeitig kümmern sollten. Mit dem Fortschreiten der PPWR wird sich zeigen, wo jede Branche steht. Für uns steht fest, dass das PCC in allen Fällen aufklären und unterstützen wird.
Michael Graf (links) und Matthias Giebel arbeiten im PCC eng zusammen. Quelle: Gerhard Schubert GmbH
Wo sehen Sie jeweils die Stärken Ihrer Partnerschaft?
Matthias Giebel: Das PCC bietet eine wichtige Schnittstelle zu Akteuren, die sich in der Verpackungswelt etabliert haben und Orientierung bieten – das schafft Vertrauen. Ein Beispiel: Ein Süßwarenproduzent stellt im Zuge der PPWR auf Multipacks aus Papier um. Das Unternehmen muss dazu das richtige Papier wählen und seine Maschinen anpassen. Als Berater zeigen wir auf, wie das Unternehmen dabei vorgehen sollte. Wir nennen beispielsweise geeignete Papierhersteller und klären mit Schubert, ob qualifizierte Materialien am Markt existieren. Schubert prüft anschließend die Optionen in seiner Materialdatenbank und kann Empfehlungen für erste Versuche aussprechen.
Michael Graf: Dazu haben wir den „Comfort Pack“ – eine Materialsammlung mit rund 600 Folien – angelegt, von der Mono-PP-Folie bis hin zu grasfaserbasierten Optionen. Wenn der Kunde trotz neuer Materialien seine Maschinenleistung beibehalten möchte, passen wir gegebenenfalls die Werkzeuge an. Papier etwa erfordert andere Formschultern als Verbundfolien. Einen großen Vorteil bildet unsere über Jahre gesammelte Erfahrung. Zusammen mit den technischen Kerndaten des Kunden und branchenüblichen Richtlinien ebnet sie den Weg für nachhaltigere Verpackungskonzepte.
Anhand von Design-for-Recycling-Richtlinien können wir sagen, welche Farben und Materialien nicht geeignet sind; die PPWR bezieht schließlich auch Lacke und Etiketten mit ein. Schubert spricht mit den Lieferanten über die Grenzen dieser Lösungen und unterstützt sie dabei, den Spagat zwischen Guidelines und Maschinengängigkeit zu meistern. Gegebenenfalls müssen Kunden auch mal den Materiallieferanten wechseln.
Was muss passieren, damit die Ziele der PPWR bis 2030 erreicht werden?
Michael Graf: Recycler und Materialhersteller müssen sich mittelfristig umstellen, um den zunehmenden Materialstrom zu meistern. Noch reichen die Recyclingkapazitäten nicht aus. Angesichts der Lücke wird der Lebensmitteleinzelhandel hierzulande kreativ: Einige Akteure setzen auf eigene Netzwerke, um Materialien wieder dem Wertstrom zuzuführen. Auch die ersten Converter zeigen Initiative, haben aber nicht zwangsläufig die Mittel dazu.
Matthias Giebel: Für eine wahrhaft zirkuläre Wertstoffnutzung braucht es eine flächendeckende Sammel-, Sortier- und Recycling-Infrastruktur. Weil seitens der Kunststofferzeuger zu wenig in das Recycling investiert wird, testen immer mehr Lebensmittelhersteller Papier – weil es dafür eine funktionierende Recyclinginfrastruktur gibt. Im Sinne des Risk Managements raten wir unseren Kunden deshalb stets, dass sie mehrere Materialien testen sollen – allein deswegen schon, weil nicht jedes Unternehmen die gleichen Voraussetzungen hat. Zum Glück gibt es sehr viel Innovation in der Branche – ich denke an neuartige Ansätze für Barrierepapiere, Tamper Evidence oder leimlose Schachtellösungen aus Karton. Es kommen gerade beeindruckende Entwicklungen zustande, die uns optimistisch nach vorne schauen lassen.





