VERPACKEN & KENNZEICHNEN



 Packaging Competence Center 

Beratung für die Verpackungsbranche 

Gerhard Schubert GmbH


Was ein Verpackungsmaterial, ein Flowpacker oder Kartonierer in puncto Nachhaltigkeit können, lässt sich nicht auf den ersten Blick sagen. Manchmal fehlt das Bewusstsein für die Thematik oder das Wissen, um sich eingehend mit diesen Fragen zu beschäftigen. Qualifizierte Antworten liefert das Packaging Competence Center (PCC), das Schubert und Berndt+Partner vor einem halben Jahr initiierten. Ein Rückblick auf sechs erkenntnisreiche Monate mit Michael Graf, Leiter PCC bei Gerhard Schubert, und Matthias Giebel, Partner und Prokurist bei Berndt+Partner Consultants GmbH.

Karton eignet sich hervorragend als Traymaterial. Quelle: Gerhard Schubert GmbH

Auf welche Resonanz stießen Sie bisher mit dem PCC? 

Michael Graf: Wir sind am 1. Januar 2025 mit unserem PCC gestartet, nachdem wir im Vorfeld 15 führende Markenartikler aus verschiedenen Branchen zur Bedeutung der Packaging and Packaging Waste Regulation (PPWR) der EU befragt haben. Diese Marktanalyse hat bestätigt, dass relevanter Bedarf bei der Beratung, aber auch der anschließenden technischen Umsetzung besteht – ideale Voraussetzungen also, um mit dem PCC ins Rennen zu gehen. Nach den ersten sechs Monate stellen wir fest, dass das Bewusstsein für die PPWR noch sehr unterschiedlich ausfällt. Manche Unternehmen denken fälschlicherweise, die Verordnung sei bereits kein Thema mehr. Hier müssen wir noch viel Aufklärungsarbeit leisten, um ihnen den Weg durch die Regulatorik zu erleichtern – und bösen Überraschungen vorzubeugen. 

Matthias Giebel: Besonders spannend entwickelt sich der Süßwarenbereich, aus dem auch unsere ersten konkreten Fälle kommen. Eine Herausforderung liegt darin, dass viele Kunden die Beratungsleistungen gerne als kostenlose Dienstleistungen in Anspruch nehmen möchten, obwohl ein PPWR-Check, Linienmodifikationen oder Neuanschaffungen Kosten erzeugen. Unser Ansatz besteht deshalb nicht nur darin, dass Berndt+Partner Consultants sogenannte PPWR Impact Checks – Bestandsaufnahmen bestehender Verpackungen und verwendeter Materialien – durchführt und den Handlungsbedarf definiert, während Schubert die notwendigen technischen Änderungen an den Anlagen konzipiert, testet und umsetzt. Wichtig ist zu verstehen: Wir sind zwei unabhängige Gesellschaften, die in Kooperation arbeiten – unsere Leistungen bieten wir separat an. Zusätzlich haben wir die Kollegen von Berndt+Partner Creality dabei, die neue, PPWR-konforme Verpackungen entwerfen.

Grasfaserbasierte Packmittel kommen aufgrund ihrer Stabilität und Sensorik nur sporadisch zum Einsatz. Quelle: Gerhard Schubert GmbH 

Welches Potenzial birgt das PCC mittelfristig für Kunden? 

Michael Graf: Kunden kommen sowohl auf Berndt+Partner Consultants als auch auf Schubert zu. Und das aus gutem Grund: Im PCC analysieren wir das komplette Verpackungsportfolio und bewerten die Lösungen auf PPWR-Konformität. Die Zusammenarbeit mit Schubert und Berndt+Partner Consultants bietet unseren Kunden also einen enormen Vorsprung bei der nachhaltigen Produktion. Letztlich wollen wir damit sicherstellen, dass die Produkte der teilnehmenden abpackenden Unternehmen auch im Jahre 2030 noch marktfähig sind und in der EU vertrieben werden dürfen. 

 

Wie gut sind die Unternehmen auf die Umsetzung der PPWR vorbereitet? 

Matthias Giebel: Es klang vorhin schon an: Während einige sich sehr umtriebig zeigen, machen andere weiter wie bisher. Das hat viel mit den Rahmenbedingungen der einzelnen Branchen zu tun. Die Süßwarenindustrie hat enormen Handlungsbedarf, weil sie für Primärverpackungen lange Zeit auf nicht recyclingfähige Folien setzte. Auch überdimensionierte, bisweilen verzierte Verpackungen – besonders bei Geschenkprodukten – gehören zum Verpackungsmix vieler Hersteller… 

Michael Graf: …und Multipacks aus Kunststoff sind ebenso vielerorts noch die Regel. Der Haken an der Sache: Die genannten Beispiele fallen unter die Verbote der PPWR – keine Umverpackung aus Kunststoff mehr, keine Übergrößen, und keine Packmittel, die sich nicht recyceln lassen. Für die großen Unternehmen steht viel auf dem Spiel, weshalb sie bereits jetzt handeln – und dabei großes Engagement zeigen. Bei den Backwaren sehen wir ebenfalls viel Kunststoff, zum Beispiel bei den Clamshells für Produkte wie Muffins. Die logische Folge – und Forderung – aus der PPWR lautet: mehr Rezyklat ab 2030. Weil bei den Abnehmern jedoch noch keine Nachfrage danach besteht und Rezyklat derzeit teuer ist, übt die PPWR hier noch keinen so hohen Druck aus – obwohl Backwarenhersteller sie genauso einhalten müssen und sich daher rechtzeitig kümmern sollten. Mit dem Fortschreiten der PPWR wird sich zeigen, wo jede Branche steht. Für uns steht fest, dass das PCC in allen Fällen aufklären und unterstützen wird.

Michael Graf (links) und Matthias Giebel arbeiten im PCC eng zusammen. Quelle: Gerhard Schubert GmbH 

Wo sehen Sie jeweils die Stärken Ihrer Partnerschaft? 

Matthias Giebel: Das PCC bietet eine wichtige Schnittstelle zu Akteuren, die sich in der Verpackungswelt etabliert haben und Orientierung bieten – das schafft Vertrauen. Ein Beispiel: Ein Süßwarenproduzent stellt im Zuge der PPWR auf Multipacks aus Papier um. Das Unternehmen muss dazu das richtige Papier wählen und seine Maschinen anpassen. Als Berater zeigen wir auf, wie das Unternehmen dabei vorgehen sollte. Wir nennen beispielsweise geeignete Papierhersteller und klären mit Schubert, ob qualifizierte Materialien am Markt existieren. Schubert prüft anschließend die Optionen in seiner Materialdatenbank und kann Empfehlungen für erste Versuche aussprechen.  

Michael Graf: Dazu haben wir den „Comfort Pack“ – eine Materialsammlung mit rund 600 Folien – angelegt, von der Mono-PP-Folie bis hin zu grasfaserbasierten Optionen. Wenn der Kunde trotz neuer Materialien seine Maschinenleistung beibehalten möchte, passen wir gegebenenfalls die Werkzeuge an. Papier etwa erfordert andere Formschultern als Verbundfolien. Einen großen Vorteil bildet unsere über Jahre gesammelte Erfahrung. Zusammen mit den technischen Kerndaten des Kunden und branchenüblichen Richtlinien ebnet sie den Weg für nachhaltigere Verpackungskonzepte.  

Anhand von Design-for-Recycling-Richtlinien können wir sagen, welche Farben und Materialien nicht geeignet sind; die PPWR bezieht schließlich auch Lacke und Etiketten mit ein. Schubert spricht mit den Lieferanten über die Grenzen dieser Lösungen und unterstützt sie dabei, den Spagat zwischen Guidelines und Maschinengängigkeit zu meistern. Gegebenenfalls müssen Kunden auch mal den Materiallieferanten wechseln.


Was muss passieren, damit die Ziele der PPWR bis 2030 erreicht werden? 

Michael Graf: Recycler und Materialhersteller müssen sich mittelfristig umstellen, um den zunehmenden Materialstrom zu meistern. Noch reichen die Recyclingkapazitäten nicht aus. Angesichts der Lücke wird der Lebensmitteleinzelhandel hierzulande kreativ: Einige Akteure setzen auf eigene Netzwerke, um Materialien wieder dem Wertstrom zuzuführen. Auch die ersten Converter zeigen Initiative, haben aber nicht zwangsläufig die Mittel dazu. 

Matthias Giebel: Für eine wahrhaft zirkuläre Wertstoffnutzung braucht es eine flächendeckende Sammel-, Sortier- und Recycling-Infrastruktur. Weil seitens der Kunststofferzeuger zu wenig in das Recycling investiert wird, testen immer mehr Lebensmittelhersteller Papier – weil es dafür eine funktionierende Recyclinginfrastruktur gibt. Im Sinne des Risk Managements raten wir unseren Kunden deshalb stets, dass sie mehrere Materialien testen sollen – allein deswegen schon, weil nicht jedes Unternehmen die gleichen Voraussetzungen hat. Zum Glück gibt es sehr viel Innovation in der Branche – ich denke an neuartige Ansätze für Barrierepapiere, Tamper Evidence oder leimlose Schachtellösungen aus Karton. Es kommen gerade beeindruckende Entwicklungen zustande, die uns optimistisch nach vorne schauen lassen.