TITEL-THEMA

 Vier Integrationen für nachhaltiges Wirtschaften 

 IT/OT-Verzahnung für die Lebensmittelindustrie

Mit seinem umfassenden Lösungsportfolio für die Lebensmittelindustrie setzt Tech-Konzern Schneider Electric auf eine enge Verzahnung von OT und IT. Dabei werden alle räumlichen, zeitlichen und operativen Aspekte eines Unternehmens in eine gemeinsame Lösungsarchitektur integriert.


Die Lebensmittelindustrie ist eine sehr sensible Branche. Denn schließlich sind Essen und Trinken weit mehr als nur die bloße Nahrungsaufnahme. Essen und Trinken sind Genuss, Gesundheit, Wohlbefinden und Kultur. Und gerade, wenn es um die Herstellung und den Konsum von Lebensmitteln geht, sind Essen und Trinken regelmäßig Schauplatz gesellschaftlicher und politischer Debatten. Ob Tierwohl, Gentechnik, Umweltschutz oder Klimawandel – mit dem Thema Ernährung verbinden sich eine ganze Reihe an divergierenden Werten und Weltanschauungen. Gleichzeitig zählen Nahrungsmittel zu den wohl am besten kontrollierten Produkten überhaupt. Unabhängig von Art und Herkunft eines Lebensmittels verlangen Konsumenten und Gesetzgeber nach tadelloser Qualität. Schon kleinste Ungereimtheiten – wie der Ausfall eines Ventils – können im schlimmsten Fall zu Keimbelastung, Verunreinigungen und in der Folge zu großen Entsorgungsmengen führen. Und dann wird es oft heikel. Denn Lebensmittelskandale erregen meist großes mediales Interesse. Und wenn das Vertrauen in eine Marke erstmal beschädigt ist, lässt es sich nur schwer wiederherstellen. 


Um der Lebensmittelbranche vor diesem Hintergrund mehr Resilienz und Effizienz zu verschaffen, bieten sich mit einer IIoT-getriebenen Digitalisierung zahlreiche Lösungen. Höhere Ausfallsicherheit, mehr Flexibilität und ein geringerer ökologischer Fußabdruck lassen sich insbesondere dann erreichen, wenn ganzheitliche Vernetzungskonzepte mit intelligenten Softwarelösungen kombiniert werden. Mit seinem speziell auf die Lebensmittelwirtschaft zugeschnittenen Hard- und Softwareportfolio ermöglicht Tech-Konzern Schneider Electric die Umsetzung und Nutzung solcher zukunftsfähigen Lösungen.


Herausforderungen für die Lebensmittelindustrie

170.000 unterschiedliche Produkte stellt die deutsche Lebensmittelwirtschaft derzeit her. Eine schier endlose Fülle an tierischen, pflanzlichen oder chemischen Erzeugnissen, die dauerhaft oder nur saisonal in allen erdenklichen Formaten, Farben und Konsistenzen angeboten werden. Von der Urproduktion bis zum Verbraucher stecken hinter all diesen vielfältigen Produkten spezielle, meist vielgliedrige Wertschöpfungsketten, die sowohl vor- und nachgelagerte Lieferketten, den Groß- und Einzelhandel als auch die Rohstoffproduktion umfassen. In den meisten Fällen bildet die prozesstechnische, industrielle Verarbeitung der einzelnen Rohstoffe den Kern der Lebensmittelerzeugung. Die zum Teil sehr aufwendig automatisierten Betriebsabläufe unterliegen dabei strengsten gesetzlichen Vorschriften bezüglich Sicherheit, Hygiene und Nachverfolgbarkeit. Gleichzeitig machen sich auch die Ansprüche und Bedürfnisse der Konsumenten bemerkbar. Um Kundenvertrauen und Markenbindung zu stärken, braucht es zum Beispiel eine gleichbleibend hohe Produktqualität. Das setzt Produktionsprozesse voraus, die mit hoher Ausfallsicherheit und Konstanz maximale Rezeptreue und die Einhaltung höchster Gesundheitsstandards gewährleisten. Aber auch Flexibilität ist gefragt. Und das nicht nur, um im Krisenfall finanzielle Einbußen zu vermeiden. Vielmehr geht es darum, entsprechend heutiger Nachfragestrukturen und kurzen Produktzyklen Anlagen schnell auf neue, saisonale oder individuelle Formate und Rezepturen umstellen zu können. Modularisierung und offene Schnittstellen spielen hier eine wichtige Rolle.

Und nicht zuletzt haben sich natürlich auch der Klimawandel und die damit zusammenhängenden gesellschaftlichen wie wirtschaftlichen Diskurse in hohem Maß auf die Lebensmittelindustrie ausgewirkt. Kein Wunder, stammen doch praktisch sämtliche Rohstoffe, die für die Lebensmittelerzeugung benötigt werden, aus der Natur. Landwirtschaft und Fischerei sind in vielen Regionen unseres Planeten schon jetzt akut von den Folgen des Klimawandels bedroht. Und was sich heute immer stärker auch in Form politischer Programme auf Gesetzgeberseite niederschlägt, wie etwa dem europäischen Green Deal, haben viele Konsumenten längst begriffen: Um Lebensräume und Artenvielfalt dauerhaft zu schützen, braucht es nachhaltig und verantwortungsbewusst hergestellte Lebensmittel. Laut einer Forsa-Studie zur Grünen Woche 2021 sind mittlerweile für über 90 Prozent der europäischen Verbraucher hohe Umwelt- und Tierschutzstandards ein entscheidendes Kriterium beim Erwerb von Lebensmitteln. In diesem Kontext besonders wichtig: die Wertschöpfungskette muss transparent dokumentiert werden können.

Auswirkungen auf die Prozesstechnik: Digitalisierung und IIoT

Für die prozesstechnische Dimension der Ernährungs- und Genussmittelindustrie ergibt sich aus den beschriebenen Anforderungen an Ausfallsicherheit, Flexibilität und Nachhaltigkeit eine klare Stoßrichtung: Ohne eine IIoT-basierte Digitalisierung können Lebensmittelunternehmen nicht wettbewerbsfähig bleiben. Denn zu groß sind die Vorteile, die sich etwa durch detailliertes Condition Monitoring, Remotemanagement, vorausschauende Wartung oder Digital Twin-Applikationen ergeben. Wenn heute von Digitalisierung die Rede ist, geht es vor allem darum, entlang aller Prozessabläufe, Anlagen und Maschinen Datensilos aufzubrechen und heterogene Steuerungslandschaften zusammenzuführen. Nur so lässt sich die notwendige Datentransparenz schaffen, die als Grundlage für den Einsatz leistungsfähiger Software- und Automatisierungslösungen dient. 

Unter diesen Vorzeichen hat Schneider Electric sein Portfolio für die Lebensmittelindustrie entwickelt. Als langjähriger Partner der Branche bietet das in Deutschland mit circa 4.700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vertretene Unternehmen vernetzte Feldgeräte, Steuerungen und Softwareanwendungen, die innerhalb der IoT-Lösungsarchitektur EcoStruxure den durchgängigen und bidirektionalen Austausch von Daten ermöglichen. Schneider Electric verfolgt dabei einen auf offenen Standards und Skalierbarkeit beruhenden Ansatz, der es ermöglicht, Betriebsausgaben und Investitionskosten auf ein solides Datenfundament zu stellen.


Nachhaltig und wirtschaftlich rentabel: 
Vier Integrationen für die Digitalisierung

Mit seinen Digitalisierungslösungen bringt Schneider Electric unterschiedliche Interessen und Ansprüche zusammen. Zum einen geht es um den Einsatz digitaler Technologien für einen flexibleren und produktiveren Betrieb. Zum anderen bewirkt der – natürlich auch wirtschaftlich getriebene – Einsatz dieser Technologien eine Optimierung der Ressourcennutzung, die sich positiv auf Nachhaltigkeitsbilanz und ökologischen Fussabdruck auswirkt. Weniger Ressourcen und ein möglichst geringer Verbrauch zahlen sich ökonomisch wie ökologisch aus.

Entlang von vier Integrationen lässt sich dieser Ansatz konkretisieren. Zunächst geht es dabei um eine ganzheitliche Vernetzung von der Feldgeräteebene bis in die Cloud. Hier sorgen die Lösungen von Schneider Electric für eine maximale Datendurchgängigkeit. Die zweite Integration betrifft den einheitlichen Blick auf Energiemanagement und Prozesse. Auf diese Weise lässt sich enormes Optimierungspotenzial in puncto Effizienz und Energieverbrauch realisieren. Laut Unternehmensangaben erhöhen entsprechende Ansätze die Produktionseffizienz um bis zu 20 Prozent und erlauben Energieeinsparungen von rund 30 Prozent. 

Bei der dritten von Schneider Electric vorangetriebenen Integration handelt es sich um die Schaffung einheitlicher Lösungen für den gesamten Lebenszyklus. Der Tech-Konzern bietet Hard- und Softwarelösungen aus einer Hand, die alle Lebensphasen einer lebensmitteltechnischen Anlage abdecken. Durch strategische Partnerschaften und Zukäufe konnte das Portfolio des Unternehmens zuletzt noch einmal deutlich erweitert und verdichtet werden. So zum Beispiel durch das auf MES-Lösungen für Brauerei- und Molkereibetriebe spezialisierte Softwareunternehmen ProLeiT. Die auf Basis von EcoStruxure realisierbare enge Verzahnung von OT und IT schafft zudem eine wichtige Grundlage für den Einsatz einer weiteren Technologie. Digital Twin-Applikationen sind als wechselseitiger und dynamischer Abbildungsmechanismus von realer und virtueller Anlage vor allem dann besonders gewinnbringend, wenn sie von der Planung bis zum Betrieb sämtliche Stationen im Lebenszyklus bruchlos abdecken können. Mit den Lösungen von Schneider Electric lassen sich so zum Beispiel Prozess, Produktlebenszyklus und Ressourcenverbrauch in einem einheitlichen Informationsraum vereinen.

Die vierte Integration schließlich bezieht sich auf die ganzheitliche Betrachtung sämtlicher Anlagenteile auch über weit auseinanderliegende Produktionsstandorte hinweg. Damit lässt sich bei Ausfällen oder Leckagen nicht nur schneller eingreifen, eine einheitliche und standortübergreifende Datenbasis bietet auch eine wertvolle Absicherung für wichtige strategische Entscheidungen – beispielsweise indem Bestperformer als Benchmark für andere Standorte identifiziert werden.

Datenpunkte schaffen und Datentransparenz erhöhen

Ganzheitliche, integrative Ansätze wie der von Schneider Electric sind auf eine möglichst hohe Datenverfügbarkeit entlang sämtlicher Betriebsabläufe angewiesen. Dabei geht es sowohl um die Integration vorhandener Maschinendaten als auch um die Schaffung neuer Datenpunkte durch den Einsatz von Messgeräten. Hier setzt das GreenBox-Sortiment von Schneider Electric an, mit dem auch in heterogenen Maschinenlandschaften die Daten sämtlicher Maschinen für ein übergeordnetes Managementsystem genutzt werden können. Der darin enthaltene Industrie-PC Harmony P6 ist mit über 300 Kommunikationsprotokollen ausgestattet und in der Lage, Maschinendaten steuerungsunabhängig zusammenzuführen. Vor allem in bestehenden lebensmitteltechnischen Anlagen kann die Sichtbarkeit von Betriebsabläufen somit vergleichsweise unkompliziert erhöht werden. Softwareanwendungen für Remotemanagement, vorausschauende Wartung oder Line Monitoring sind auf Harmony P6 installierbar und generieren Mehrwert aus den zusammengeführten Daten.

Um die Datentransparenz von Anlagen und Prozessen zusätzlich zu erhöhen, braucht es aber gerade bei prozesstechnischen Anwendungen weitere Messgeräte und Sensoren. Hier bietet Automatisierungsexperte Schneider Electric ein breites Sortiment an Datenloggern, Drucktransmittern, Durchflussmessern, Füllstandsanzeigen, Temperatur- und Feuchtigkeitsmessgeräten sowie prozessanalytischen Sensoren für zum Beispiel pH-Werte und Leitfähigkeit. Mithilfe dieser Messgeräte lassen sich Fehler, Leckagen und Verunreinigungen zielsicher und schnell identifizieren.

Motor Control: 
Lastmanagement und Frequenzumrichter

Eine weitere Möglichkeit für die Steigerung der Datentransparenz bietet das Lastmanagementsystem TeSys island. Dieses modular skalierbare System beinhaltet Start, Schütz und Überwachung von asynchronen Motoren bis 80 A in nur einem Gerät und lässt sich dank kompakter Bauweise leicht in jeden Schaltschrank integrieren. Mithilfe vorgefertigter virtueller Objekte, sogenannten Avataren, braucht es für die Inbetriebnahme keine aufwendige Programmierung und die Geräte sind praktisch sofort funktionsbereit. Der besondere Clou: Mit TeSys island können auch kleine und zuvor oft unberücksichtigte Lasten herstellerunabhängig in ein umfassendes Vernetzungskonzept integriert werden. Auf diese Weise entsteht für den Anwender ein noch detaillierteres Datenbild seiner Anlage. 

Lastmanagementsystem TeSys island und Frequenzumrichter Altivar Process ATV 600

Eine weitere wichtige Komponente für den schonenden und energieeffizienten Betrieb von motorgetriebenen Anwendungen sind Frequenzumrichter. Gerade bei Pumpen- oder Lüfteranwendungen, die zumeist im Teillastbereich laufen, klassischerweise aber eine nicht-lineare Kennlinie aufweisen, kann damit ein enormes Energiesparpotenzial genutzt werden. Ein Beispiel: Die serviceorientierten Frequenzumrichter Altivar Process ATV 600 für einen Leistungsbereich von 0,75 bis 2.600 Kilowatt wurden speziell für prozesstechnische Anwendungsfälle in der Lebensmittelwirtschaft konzipiert. Dank ihres kompakten, modularen und robusten Designs eignen sie sich für einen Einsatz in rauen und feuchten Umgebungen. Für den Anwender bieten sie zudem eine integrierte Überwachungsfunktion für Stromverbrauch und Prozesse.

Hochverfügbarkeit und Redundanz: 
Prozesssteuerungen 

Hochverfügbarkeit und Redundanz spielen bei der Steuerung von Prozessen in der Lebensmittelindustrie eine wesentliche Rolle. Das gilt sowohl für die Einhaltung von Rezeptgenauigkeit und gleichbleibender Produktqualität als auch für die Maximierung der Ausfallsicherheit. Eine hochverfügbare Anlage produziert zudem nicht nur mit hoher Quantität und Qualität, sie stellt auch einen nachhaltigeren und schonenderen Umgang mit natürlichen Rohstoffen sicher.

Mit Modicon M340 und M580 hat Schneider Electric zwei SPS-Steuerungen speziell für diese Anforderungen entwickelt. Beide Steuerungen laufen hochpräzise und ermöglichen hohe Abarbeitungsgeschwindigkeiten bei komplexen Anwendungen. Mit Modicon M580 ist etwa eine Zeitstempelung von unter einer 1 ms machbar. Zudem ist eine offene Ethernet-Architektur nativ integriert und erlaubt die flexible und dezentrale Verteilung von E/A-Modulen. Insbesondere im Fall von Hochverfügbarkeitsanwendungen können beide SPS-Steuerungen mit jeweils zwei Prozessoren ausgestattet werden. Das sorgt für die nötige Redundanz. Und dank spezieller Backplane ist auch die duale Spannungsversorgung sichergestellt. Sollten außerdem einzelne E/A-Module ausgetauscht werden müssen, ermöglicht die sogenannte Hot Plug-Funktion einen schnellen Wechsel im laufenden Betrieb.

Die Konfiguration von Modicon M340 und M580 erfolgt innerhalb der Programmierumgebung Unity Pro. Diese enthält umfangreiche Softwarebibliotheken, die mit speziellen Funktionsbausteinen für vielfältige Anwendungsszenarien gefüllt sind. Auch unterschiedliche Funktionsbausteinsprachen stehen zur Verfügung. Bei FBD zum Beispiel handelt es sich um eine Sprache, die sich aufgrund des Eingabeassistenten und der Art und Weise wie Parameter und Variablen angezeigt werden, besonders gut für Prozessregelungsanwendungen eignet. 

Prozessleitsystem EcoStruxure Process Expert

Neben leistungsfähigen, redundanten Prozesssteuerungen lassen sich mit einem modernen Prozessleitsystem weitere Vorteile in puncto Anlagenverfügbarkeit, Ausfallsicherheit und Effizienz erzielen. Speziell die Automatisierungsplattform EcoStruxure Process Expert ist auf die Anforderungen lebensmitteltechnischer Applikationen zugeschnitten. Von Entwicklung über Betrieb bis Wartung vereint sie Lösungen für alle Phasen des Anlagenlebenszyklus in nur einer Softwareumgebung. Engineering und Time-to-Market lassen sich auf diese Weise erheblich optimieren. Hinzu kommt, dass zwischen der Softwareebene sowie den eingesetzten Feldgeräten und Steuerungen Daten ungehindert kommuniziert werden können. Damit ist sowohl eine besonders präzise Prozessleitsteuerung als auch eine integrierte Sichtweise auf Energieverbrauch und Automatisierung möglich. Laut Unternehmensangaben sind so, je nach Branche, Einsparungen bei den Prozessenergiekosten von bis zu 30 Prozent möglich. Gleichzeitig lassen sich auch Anlagenverfügbarkeit, Sicherheit und Produktqualität erheblich verbessern.

Softwareanwendungen für Datenintegration und -auswertung

Hohe Datentransparenz und fortschrittlichste SPS-Steuerungen zahlen sich erst dann richtig aus, wenn die erhobenen Daten mithilfe entsprechender Softwareanwendungen analysiert und für ein besseres Prozessverständnis genutzt werden können. Innerhalb von EcoStruxure stehen dafür alle Möglichkeiten bereit. So zum Beispiel die System Plattform von AVEVA. Diese Plattform führt Daten unternehmensweit zusammen und schafft in Form eines einheitlichen und kontinuierlich fortlaufenden Informationsmodells eine Grundlage für den Echtzeit-Blick auf sämtliche Assets, Prozesse und Standorte. Mittels der dynamisch und bedarfsgerecht anpassbaren Softwareoberfläche, dem Operations Management Interface, ist es sämtlichen Abteilungen eines Unternehmens möglich, ortsunabhängig auf diesen gemeinsamen Informationsraum zuzugreifen. Die Echtzeit-Überwachung des Anlagenbetriebs erfolgt dabei mithilfe von bedarfsgerecht gestaltbaren Visualisierungen und Modellen, die durch Alarme, Events sowie historische Daten angereichert und kontextualisiert werden können. Die Folge: Anwender haben eine kombinierte Sicht auf Prozesse und Energieverbrauch, können Ineffizienzen und Schwachstellen zielgenau identifizieren und sind bei Ausfällen in der Lage, die Fehlerursache zielsicher anzugehen. Außerdem lassen sich Investitionsentscheidungen über Anlagenupgrades auf ein breites Datenfundament stellen. Schneider Electric schätzt, dass auf diese Weise der technische Aufwand für die Anlagenüberwachung um bis zu 80 Prozent verringert werden kann und die Bediener-Effektivität um etwa 40 Prozent steigt.

Line Monitoring System LMS Life

Besseres Prozessverständnis mit Line Monitoring System LMS Life

Mit zahlreichen Add-On-Modulen ist die System Plattform von AVEVA um produktivitäts- und effizienzsteigernde Tools erweiterbar. So greift beispielsweise das Line Monitoring System LMS Life auf die Daten der zentralen Systemplattform zu. In Bezug auf die Analysefunktionen, aber auch in puncto Datenaufbereitung und -kommunikation ist LMS Life speziell auf die Anforderungen der mittelständischen Lebensmittelindustrie zugeschnitten. Mit dem System ist es sowohl möglich, Maschinen und Linien einzeln zu betrachten, als auch komplette Werke mit unterschiedlichen Linien abzubilden. Ein Produktionsleiter ist so in der Lage, Bottlenecks schnell zu erkennen und die Effizienz kompletter Prozesse zu optimieren. Treten Fehler auf, werden diese nicht einfach nur quantitativ erkannt und gezählt. Auch der damit einhergehende Anlagenstillstand wird erfasst. So lässt sich zum Beispiel exakt nachvollziehen, wie viele Joghurtbecher aufgrund eines bestimmten Maschinenfehlers nicht produziert werden konnten. Das Management zur Fehlerbeseitigung ist auf diese Weise erheblich optimiert, da etwa Fehler, die lange Stillstandszeiten nach sich ziehen würden, priorisiert behandelt werden können. 

Für Shopfloor- und Plant-Manager stehen mit LMS Life alle wichtigen Kennzahlen auf Maschinen-, Anlagen- oder Werksebene zur Verfügung. Mithilfe visueller Filter- und Vergleichsfunktionen lassen sich diese in Kontext zueinander setzen, um so eine Grundlage für wichtige Betriebsentscheidungen zu liefern. Insgesamt bietet LMS Life damit eine anwendungsnahe und unkomplizierte Lösung, um das Verständnis von transienten oder instationären Prozessen zu optimieren. Das innovative Softwaretool wurde in engem Austausch mit Endkunden aus der Lebensmittelindustrie konzipiert und ist darauf spezialisiert, die richtigen und relevanten Informationen aus einem breiten Datenstrom zu filtern und zu kommunizieren.

Software-Advisor für branchenspezifische Aufgaben

Neben LMS Life und der System Plattform beinhaltet das Softwareportfolio von Schneider Electric noch viele weitere, auf spezifische Aufgaben zugeschnittene Anwendungen. Mit dem EcoStruxure Augmented Operator Advisor steht eine Softwareapplikation zur Verfügung, die während des laufenden Betriebs einen Augmented Reality-basierten Echtzeit-Blick in Schaltanlagen oder Maschinen erlaubt – für vorausschauende und gezielte Wartungsvorgänge ein Quantensprung. Zudem wurde mit dem EcoStruxure Clean-in-Place-Advisor eine Softwarelösung für die Optimierung von Reinigungsprozessen geschaffen. Damit es bei der routinemäßigen Säuberung von Rohren, Tanks und Pumpen nicht zu einem unverhältnismäßig hohen Einsatz von chemischen Reinigungsmitteln und einem überhöhten Energieverbrauch kommt, lassen sich mit der Softwareanwendung besonders effiziente Hygieneprozesse planen und realisieren. Bis zu 30 Prozent an Chemikalien, Wasser und Energie können damit bei typischen Anwendungsfällen eingespart werden.

Besonders wichtig, gerade im Hinblick auf Lebensmittelsicherheit und das Produktinformationsmanagement, ist der EcoStruxure Traceability Advisor, der sämtliche Daten aller Stationen der Wertschöpfungskette transparent zur Verfügung stellt. Das betrifft neben der Produktion sowie vor- und nachgelagerten Lieferketten auch alle relevanten Informationen zu Rohstoffen, Zulieferern und Vorverarbeitung. Auf diese Weise ist eine exakte Rückverfolgung aller Produkte vergleichsweise unkompliziert möglich. Mit einem Softwaremodul für das Produktinformationsmanagement wird zudem sichergestellt, dass alle erforderlichen Informationen zu Produktqualität und Nachhaltigkeitsstandards transparent an den Kunden kommuniziert werden können.

Anwendungsbeispiel: Molkerei Mataura Valley Milk

Wie sehr sich der Einsatz einer zentralisierten Softwareplattform in Kombination mit einem ganzheitlichen Vernetzungskonzept auszahlen kann, zeigt das Beispiel des neuseeländischen Molkereibetriebs Mataura Valley Milk. Eingebettet in die IIoT-Lösungsarchitektur EcoStruxure Plant sind in dem neu errichteten Werk auf allen Betriebsebenen vernetzte Produkte und Steuerungen von Schneider Electric verbaut. Die Liste reicht von Schaltanlagen und Motorstartern über Frequenzumrichter bis hin zu speicherprogrammierbaren Steuerungen. Da auf Basis von EcoStruxure sämtliche Betriebsdaten ungehindert an die Softwareebene kommuniziert werden können, stehen sie für die System Plattform von AVEVA völlig transparent zur Verfügung. Somit ist es von einem zentralen Ort aus möglich, alle Prozesse, Maschinenzustände und Verbräuche sehr granular und in einem sinnvollen Kontext im Blick zu behalten.

Und das Resultat kann sich sehen lassen: Mataura Valley Milk liefert seit Inbetriebnahme des neuen Werks konstant Nahrungsmittel, die alle gängigen Qualitätsstandards weit übertreffen. Dank lückenloser Nachverfolgbarkeit aller Zutaten besteht zudem größtmögliche Transparenz für den Verbraucher und das Kundenvertrauen in die angebotenen Produkte ist erheblich gestärkt. Hinzu kommt, dass Ausfällen und daraus resultierenden Ertragsverlusten datenbasiert vorgebeugt werden kann. Sollte es dennoch zu Fehlfunktionen kommen, lassen sich diese über die einheitliche System Plattform schnell ausfindig machen und gezielt beheben.

Aber nicht nur in Bezug auf Produktqualität, Hygiene und Nachverfolgbarkeit ergeben sich Vorteile. Auch die Flexibilität der neuseeländischen Anlage wurde erheblich gesteigert. So ließ sich zum Beispiel die Time-to-Market bei Produktumstellungen im Vergleich zum branchenüblichen Standard um etwa 20 Prozent reduzieren. 

Und nicht zuletzt ergeben sich für Mataura Valley Milk auch Pluspunkte in Sachen Nachhaltigkeit: Da die System Plattform von AVEVA einen integrierten Blick auf Prozessautomatisierung und Energieverbrauch gewährt, ist für das Unternehmen die beständige Optimierung von Energieeffizienz und ökologischem Fußabdruck unkompliziert möglich. Das ist nicht nur gut für Klima und Umwelt, sondern spart in Form reduzierter Ressourcen auch bares Geld.

Exkurs: Umbruch für die Automatisierung – EcoStruxure Automation Expert

Die Umsetzung flexibler und ganzheitlich vernetzter Anlagen, wie sie für eine moderne, nachhaltige Prozessindustrie unerlässlich sind, wird durch geschlossene Steuerungssysteme und Insellösungen erschwert. Schneider Electric setzt deshalb ab sofort auf hardwareunabhängige Automatisierung gemäß Norm IEC 61499. Mit dem EcoStruxure Automation Expert steht bereits ein wegweisendes Tool zur Verfügung, das es Anwendern erlaubt, automatisierte Anwendungen rein softwareseitig und ohne Herstellerbindung zu modellieren. Die mithilfe von Funktionsbausteinen erstellten Programmstrukturen können dann frei auf die mechatronischen Komponenten aufgespielt werden und eine aufwendige Schnittstellenkonfiguration entfällt. Auf diese Weise lassen sich Markteinführungs- und Umrüstzeiten erheblich reduzieren, sowie ein zentraler Blick auf die gesamte Anlage sicherstellen.

Fazit: Enormes Optimierungspotenzial durch IIoT

Das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung hat errechnet, dass weltweit etwa ein Drittel aller produzierten Lebensmittel entlang der verschiedenen Stationen der Wertschöpfungskette verloren gehen oder unbrauchbar werden. Diese gewaltige Verschwendung von Rohstoffen und Ressourcen ist insbesondere angesichts der Tatsache, dass es auf unserem Planeten nach wie vor Menschen gibt, die an Hunger und Mangelernährung leiden, nicht zu rechtfertigen. Hinzu kommt, dass der von Rodungen, Chemikalieneinsatz und Boden-Ausbeutung begleitete An- und Abbau pflanzlicher Rohstoffe sowie die Unterhaltung globaler Lieferketten in hohem Maße zu Lasten von Umwelt und Klima gehen – ganz zu schweigen von der beständig wachsenden Anzahl an Kunststoffverpackungen. Doch die Studie zeigt auch: das Optimierungspotenzial ist riesig. Das gilt selbstverständlich nicht zuletzt für den Bereich der prozesstechnischen, industriellen Lebensmittelverarbeitung. Und gerade hier hat der effiziente, schonendere Einsatz von Ressourcen sogar einen doppelt positiven Effekt. Denn nicht nur ökologisch zahlt es sich aus, wenn Resilienz und Flexibilität erhöht werden – auch finanzielle Vorteile entstehen. Voraussetzung dafür ist allerdings der konsequente Ausbau der IIoT-basierten Digitalisierung. Ganzheitliche Vernetzung, Datenintegration und der Abbau von Daten- und Wissenssilos schaffen eine Grundlage für die noch engere Verzahnung von OT und IT. 

Auf diese Weise ermöglichen Softwarelösungen intelligentes Condition Monitoring, die Kontextuierung von Daten, vorausschauende Wartungsvorgänge sowie die durchgängige Nutzung von Digital Twin-Applikationen. Letztlich geht es auch darum, die prozesstechnische Lebensmittelverarbeitung nicht isoliert von anderen Geschäftsbereichen betrachten zu müssen. Die mitunter komplizierten, automatisierten Prozessabläufe in der Fabrikhalle sollten in ein umfassendes Ecosystem eingebunden sein, das Partner, Kunden und operative Bereiche miteinander verbindet. Hier geht es also um weit mehr als nur die reine IP-basierte, physikalische Vernetzung. Verstanden als unternehmerische Kernkompetenz, bedeutet Digitalisierung auch, über die reinen Prozesse hinauszudenken und ein Verständnis dafür zu entwickeln, wie sich eingefahrene Strukturen und Barrieren auflösen lassen. Nur wenn es gelingt, gewachsene IT- und Prozesslandschaften zusammenzuführen und die daraus entstehenden Mehrwerte für Produktivität und Effizienz mit Umwelt- und Klimaschutzaspekten in Einklang zu bringen, ist ein lebensmittelverarbeitendes Unternehmen zukunftsfähig aufgestellt. Nur so lässt sich das nötige Maß an Effizienz und Resilienz erreichen, das es braucht, um in einer so sensiblen Branche zu bestehen.


Reinholt Schlechter
OEM Segment Manager

Schneider Electric GmbH