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 Nachgefragt bei ... 

Gerhard Schubert GmbH

Michael Graf, Transformer, Praktiker, Mediator und Nachhaltigkeitsexperte, leitet das Packaging Competence Center der Gerhard Schubert GmbH. Dabei konzentriert er sich unter anderem auf Machbarkeitsstudien, Linienkonzepte, Materialprüfungen und Beratung zur Nachhaltigkeit. Sein Augenmerk gilt insbesondere der Integration von Anlagen und deren Schnittstellen, die für ihn elementare Bausteine erfolgreicher Nachhaltigkeitsprojekte sind. 

Interviewpartner:

Michael Graf
Leiter Packaging Competence Center, 
Gerhard Schubert GmbH

 PROZESSTECHNIK:  Was sind Ihre „Helden“ aus der Technik, Industrie oder Forschung?

Graf: Für mich zählen ganz klar Gerhard Schubert und Hans-Jürgen Mühle zu den Größen auf ihrem Gebiet. Beide haben eine spezifische Technologie erfolgreich transferiert und so echte Innovationen auf den Weg gebracht. Gerhard Schubert, der Gründer unseres Unternehmens, erschloss Ende der 1970er Jahre die Produktionsrobotik – auf die damals lediglich die Automobilindustrie im großen Stil setzte – für die Verpackungsindustrie. Der Rest ist Maschinenbaugeschichte. 

Als Liebhaber mechanischer Uhren begeistert mich auch Hans-Jürgen Mühle. Er hat mit der sogenannten Spechthalsregulierung eine ganz besondere Anwendung aus der Messtechnik in den Uhrenbau der Manufaktur Mühle-Glashütte integriert. Die patentierte Komponente macht Uhren stoßsicher und damit langlebig. Beide Transformationen sind international sehr erfolgreich und nachhaltig.


 PROZESSTECHNIK:  Was ist für Sie die wichtigste technische Entwicklung aller Zeiten?

Graf: Auch hier fallen mir zwei Meilensteine ein, da sie unser Verhältnis zu Raum und Zeit drastisch verändert haben. Zunächst der Verbrennungsmotor, den viele brillante Köpfe konzipiert und schließlich erfolgreich eingesetzt haben – von Jean-Joseph Étienne Lenoir, der erstmals einen praxistauglichen Verbrennungsmotor entwickelte, bis zu Carl Benz, der ein erstes Fahrzeug mit Gasmotor zum Patent anmeldete. Große Distanzen ließen sich plötzlich im Nu überwinden. Menschen, Ideen und Güter wechselten so noch schneller den Ort; die Industrialisierung nahm an Fahrt auf. 

Ganz ähnlich sehe ich die Erfindung der Digitaltechnik. Mit ihr überwinden wir ebenfalls große Distanzen, ohne dazu in ein Fahr- oder Flugzeug steigen zu müssen. Wir kommunizieren heute über digitale Kanäle schneller und wesentlich unkomplizierter als früher. Das Internet hält zudem Wissen rund um die Uhr und für wenige Klicks bereit. Das fördert Innovationen – vorausgesetzt, der Umgang mit den Informationen stimmt. Ohne Digitalisierung hätten wir auch keine KI und damit erst recht keine leistungsstarke Robotik. Einen Cobot wie den tog.519 von Schubert würde es gewiss nicht geben.  


 PROZESSTECHNIK:  Für welche moderne technische Entwicklung sehen Sie die größte Zukunft?

GrafFür die Computertomographie, da sie einen nicht-invasiven Blick in unseren Körper ermöglicht – und mit vergleichsweise geringem Aufwand Großes bewirken kann. Krankheiten lassen sich dank des Verfahrens frühzeitig und präzise erkennen. Die CT rettet potenziell Leben! Künstliche Intelligenz (KI) revolutioniert die Technologie geradezu, da die Algorithmen Bilder mit noch höherer Schärfe rekonstruieren können. Außerdem kann KI verdächtige Strukturen und selbst subtile Veränderungen erkennen, die dem menschlichen Auge entgehen. Bei aller Kritik an der KI zeigt sich hier, dass ein Verzicht auf die Entwicklung gefährlich, ja sogar fahrlässig sein könnte.


 PROZESSTECHNIK:   Welche gesellschaftliche Entwicklung wird den größten Einfluss auf die Zukunft haben?

GrafWir leben in hochindividualisierten Zeiten. Aus sozialer Perspektive ein zweischneidiges Schwert: Zum einen kann jeder sich so frei entfalten wie selten zuvor; das Leben wird zu einem Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Diese Selbstverwirklichung – auf privater wie öffentlicher Ebene – passiert aus meiner Sicht jedoch auf Kosten der Gemeinschaft. Ich beobachte eine Tendenz zum Rückzug in sich selbst; Menschen treffen sich weniger mit anderen, investieren jedoch viel Zeit und Energie in die eigene Individualität. Auch professionell macht sich das bemerkbar: Kundenbeziehungen waren früher stärker persönlich geprägt, Besuche vor Ort und gemeinsame Unternehmungen gang und gäbe. In Zeiten von Teams-Meetings und Effizienzdenken bleibt dieses Zwischenmenschliche auf der Strecke.


 PROZESSTECHNIK:   Was halten Sie für die wichtigsten Errungenschaften Ihres Unternehmens?

GrafDie Digitalisierung unserer Verpackungsmaschinen und ihres Umfelds. Wir setzen nicht nur innerhalb der Maschinen auf digitale Technologien, sondern auch um sie herum. Mit der PARTBOX haben wir einen 3D-Drucker als Ökosystem um die Verpackungsanlage entwickelt. Kunden können Druckzeit kaufen, Ersatzteile online in einem virtuellen Lager aussuchen und bei sich vor Ort mit dem Drucker herstellen. Es verhält sich hier ein bisschen wie mit dem Verbrennungsmotor oder der digitalen Kommunikation: Distanzen schrumpfen, vieles geht schneller und damit kosteneffektiver. Für unsere Kunden ein Riesenvorteil, müssen sie doch nicht auf langwierige Teilelieferungen warten. 


 PROZESSTECHNIK:   Wie beschreiben Sie Ihre Unternehmenspolitik? Was ist das Motto Ihres Unternehmens?

GrafFür mich baut Schubert Brücken in die Zukunft – technologisch, sozial und ökologisch. Unsere Maschinen und Dienstleistungen setzen Standards und helfen Herstellern unterschiedlicher Branchen dabei, auch morgen noch so wertig zu produzieren, wie sie es heute tun. Diese Zukunft – das wissen wir alle – steht und fällt mit der Umwelt. Wir achten bei Schubert deshalb genauso stark auf umweltgerechtes Handeln und haben uns den 17 Sustainable Development Goals der UN verschrieben. Dass es dabei nicht bloß um ein Lippenbekenntnis geht, verdeutlich unser Nachhaltigkeitsprogramm Mission Blue. In den Bereichen Unternehmensführung, Produktion, Maschinen und Verpackungen arbeiten wir an einer nachhaltigen Zukunft.

Zu diesem Ziel kann jeder Mitarbeiter beitragen: Wir rücken den Menschen mit seinen Ideen und seiner Kreativität in den Mittelpunt. Formate wie unser GRIPS, kurz für „Gemeinsam in Richtung Innovation, Prozesse und Systeme“, schaffen einen Raum, in dem alle Beschäftigten sich mit Ihren Fähigkeiten einbringen und das Unternehmen voranbringen. Akzente setzt auch unser Packaging Competence Center, in dem wir Unternehmen zu Verpackungsfragen beraten und sie auf dem Weg in eine umweltgerechte Produktion unterstützen. 


 PROZESSTECHNIK:   Welche Herausforderungen sehen Sie für die Zukunft?

GrafDie derzeitige Weltlage ist höchst instabil und macht es zusehends schwerer, unser Wachstum gezielt zu steuern. Investitionen gehen zurück oder bleiben aus; das spüren die Automobilbranche und der Maschinenbau derzeit besonders. Wir müssen agil bleiben, um in dieser ungewissen Situation Oberwasser zu behalten. Genau das haben wir dank jahrzehntelanger Praxis verinnerlicht: Ohne den Willen, Dinge von Grund auf neu anzugehen, hätte Gerhard Schubert keine Disruption in der Branche bewirkt. Dieser progressiven Haltung bleiben wir verpflichtet, indem wir bestehende Prozesse ständig hinterfragen. Wir investieren auch gezielt in Forschung und Entwicklung, um unsere Innovationsdichte hochzuhalten. Und indem wir intern eine hohe Fertigungstiefe erzielen, werden wir unabhängiger vom Markt. 


 PROZESSTECHNIK:   Welche Entwicklungen plant Ihr Unternehmen für die Zukunft?

GrafDen Blick in die berüchtigte Glaskugel hat niemand. Doch wir beobachten akribisch die Trends, die die Branche bewegen – stets mit dem Anspruch, daraus zukunftsfähige Lösungen abzuleiten. Losgrößen werden beispielsweise immer kleiner, die Sortimente jedoch vielfältiger. Darauf muss der Verpackungsmaschinenbau genauso flexibel reagieren. Anlagenkonzepte, etwa modulare Linien, aber auch interne Prozesse, von der Produktion bis zur Intralogistik, müssen wir als führendes Branchenunternehmen neu denken. 

Auch die Nachhaltigkeit übt einen gewissen Druck aus: Regularien wie die Packaging and Packaging Waste Regulation der EU, die am 11. Februar 2025 in Kraft trat, verlangen nach einfach recycelbaren Materialien und überarbeiteten Verpackungskonzepten. Packmittel und Maschinen prüfen wir umso engagierter auf Umweltverträglichkeit, behalten dieses Wissen jedoch nicht für uns. Stattdessen geben wir es aktiv weiter und helfen Herstellern dabei, PPWR-konforme Verpackungen umzusetzen. Für diesen partnerschaftlichen Ansatz steht das PCC – und dafür steht letztlich Schubert. 


Herr Graf, vielen Dank für das Interview!


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