MSR & PROZESSAUTOMATION

Analyse für extreme Einsatzbedingungen

Rauchgasmessung im Zementdrehrohrofen



Von 2016 bis 2018 modernisierte die HeidelbergCement AG ihr Werk in Burglengenfeld mit der bisher größten 
geplanten Einzelinvestition der Unternehmensgeschichte.

Von 2016 bis 2018 modernisierte die HeidelbergCement AG ihr Werk in Burglengenfeld mit der bisher größten geplanten Einzelinvestition der Unternehmensgeschichte. Das Ziel dieser Modernisierung, bei der unter anderem ein Wärmetauscherofen angeschafft wurde, war die signifikante Reduzierung der Emissionen, die fortlaufende Erhöhung des Anteils von Sekundärbrennstoffen und eine gleichbleibende Produktqualität. Eine Voraussetzung für die Realisierung dieser Ziele bilden unter anderem Daten aus der kontinuierlichen und präzisen Bestimmung der Rauchgasemissionen des neuen Zementdrehrohrofens. Da die Einlaufkammer zwischen Drehrohrofen und Zyklonvorwärmer in jedem Zementwerk einen der anspruchsvollsten Messorte darstellt, entschied sich HeidelbergCement für den Einsatz der Drehrohrofen-Einlaufsonde „Cemtec“ von Enotec. Dieses Messsystem zur Gasanalyse wurde für die extremen Einsatzbedingungen in Zementwerken entwickelt und ermöglicht aufgrund einer patentierten Drehvorrichtung sowie einer automatischen Abreinigung eine permanente Messung der Gase direkt im Drehrohr – und somit dauerhaft die genaue Bestimmung der notwendigen Parameter.

Das Umbauvorhaben bei HeidelbergCement in Burglengenfeld wurde während des Betriebes der existierenden Ofenlinien durchgeführt und umfasste einen 5-stufigen Wärmetauscherturm mit Kalzinator, einen verkürzten Drehrohrofen, zwei Mahlanlagen für Kalkstein mit verringertem Stromverbrauch und einen Gewebefilter mit einem Abscheidegrad von nahezu 100 Prozent. Besonders die angestrebte Erhöhung der Sekundärbrennstoffaufgabe und der zusätzliche Kalzinator machten die verfügbaren Messdaten der Ofeneinlaufsonde wichtig, da auf Grundlage ihrer Messdaten die Mehl- und Brennstoffaufgabe, der Brennstoffmix und die Luftzufuhr beeinflusst werden. Erfasst und geregelt werden dabei im Einzelnen der O2-, NOx- und CO-Gehalt, wodurch unter anderem die Klinkerqualität dauerhaft hoch gehalten werden kann.

Dauerhafter Massenbetrieb

Die Cemtec-Sonde, die in Burglengenfeld für die Bestimmung der benötigten Parameter eingesetzt wird, besteht im Wesentlichen aus der wassergekühlten Entnahmesonde selbst, einem Drucklufttank, einem Rückkühler für das Kühlwasser, dem Regelschrank für die Kühlung, dem Vorort-Steuerschrank sowie einem Steuerschrank mit eingebauter SPS-Steuerung. Eine Besonderheit der Sonde ist, dass sie alle für den dauerhaften Massenbetrieb notwendigen Bewegungen voll automatisch ausführt – vom Ein- und Ausfahren über das Drehen um ± 45 Grad Celsius und das Stößeln bis hin zum Impulsreinigen. Alle Bewegungen werden über Druckluft umgesetzt, womit eine einzige Versorgungmethode den sicheren Betrieb der Sonde gewährleistet. Bei einem Ausfall von Druckluft oder Spannungsversorgung bildet ein 1.000 Liter-Drucklufttank eine ausreichende Reserve, um das sichere Ausfahren zu gewährleisten. Zusätzlich sorgt bei Spannungsausfall eine akkubetriebene USV-Anlage (Unterbrechungsfreie Stromversorgung) im Schaltschrank dafür, dass die Sonde mit Hilfe ihrer Steuerung in eine sichere Position fährt. Des Weiteren werden alle für die Sonde wichtigen Parameter wie Temperaturen und Drücke überwacht, um die Sonde im Notfall aus dem Prozess herauszufahren und ein Überhitzen zu verhindern. 

Die CEMTEC-Sonde zieht das Messgas über das innen liegende Sintermetall-Filterrohr aus dem Drehrohrofen. Anhaftungen von Staub auf dem inneren Filterrohr und in der Messgasöffnung werden durch das regelmäßige Stößeln entfernt – das bedeutet, dass das interne Filterrohr mittels zweier pneumatischer Zylinder regelmäßig axial ein- und ausgefahren wird, so dass Rohmehl-Anbackungen an der Sondenspitze verhindert werden. Dies ist für die zuverlässige Analyse entscheidend, da sonst heiße Anbackungen am Messgaseingang durch Oxidation des Rauchgases das gemessene O2 und CO senken und damit die Messwerte verfälschen können. 

CEMTEC-System

Alle zyklischen Funktionen– neben dem Stößeln sind das Drehen, Rückspülen sowie Ein- und Aus-Fahren – lassen sich variabel über das Human Machine Interface (HMI) einstellen und den jeweiligen Anforderungen der Ofenanlage anpassen. Das Messgas wird über die beheizte Entnahmeleitung in den Gasanalyse-Systemschrank gefördert und dem Analysator über eine vorgeschaltete Messgasaufbereitung getrocknet und gereinigt zugeführt. Hier hat sich seit über einem Jahr eine an die Sonde angepasste kalt-extraktive Analysenmessung mit optimierter Messgasaufbereitung bewährt. 

Um die Gefahr von herabfallenden Anbackungen in der Ofeneinlaufkammer – eines der größten Risiken bei der Ofeneinlaufmessung – so gering wie möglich zu halten, wurde die Sonde zudem durch eine feuerfeste Ausmauerung geschützt, die sich im späteren Betrieb bewährt hat. Die Sonde lieferte vom ersten Tag an zuverlässige Messwerte und unterstützte so bei der Inbetriebnahme und Optimierung des Ofens: „Durch den Umbau waren für uns viele Werte neu, aber die CEMTEC-Werte an der Ofeneinlaufkammer sind ein wichtiges Indiz dafür, wie der Ofen läuft. Sie ermöglichten uns, den umgebauten Ofen schnell und gut zu verstehen“, erklärt Hamar.