PUMPEN & KOMPRESSOREN

Offenheit und Flexibilität

Steuerungslösung für Erdöl-Pumpsysteme 




Trotz des fortschreitenden Umstiegs von fossilen auf erneuerbare Energiequellen werden Erdöl und -gas noch Jahrzehnte benötigt. Die Steuerungslösungen für Pumpsysteme von Variadores tragen hier zu einer ressourcenschonenden Förderung bei. Komponenten und Systeme von Phoenix Contact stellen den effizienten, zuverlässigen und zukunftsgerichteten Betrieb der Steuerungen sicher. 

Mit seinen Komponenten, Systemen und Lösungen unterstützt Phoenix Contact die Vision der All Electric Society. Das bedeutet, dass die Welt ihren Energiebedarf nur noch aus erneuerbaren Energien deckt und der elektrische Strom der zentrale Energieträger ist. Die daraus resultierende Klimaneutralität und Nachhaltigkeit lassen sich lediglich durch Technik erreichen, wobei die Elektrifizierung, Digitalisierung, Vernetzung und Automation eine besondere Rolle spielen. Doch bis zur Klimaneutralität ist es ein weiter Weg. 2019 speiste sich der Energieverbrauch in Deutschland zu 17,4 Prozent aus erneuerbaren Energien. Dem standen 34,1 Prozent Erdöl und 23,5 Prozent Erdgas gegenüber. 2030 soll der Stromverbrauch zu 65 Prozent aus erneuerbaren Energien stammen und bis 2050 wird eine Klimaneutralität angestrebt. Bis dahin müssen fossile Energieträger zur zuverlässigen Versorgung der Verbraucher beitragen. Damit Erdöl und -gas möglichst ressourcenschonend gefördert werden können, stellt Phoenix Contact entsprechende Automatisierungstechnik zur Verfügung – so wie bei der kolumbianischen Variadores SAS.  

Das Unternehmen mit Hauptsitz in Bogotá bietet Lösungen für die Kraftübertragung, Drehzahlregelung und Bewegungssteuerung auf der Grundlage von Frequenzumrichtern sowie Getriebemotoren an. Die rund 300 hauptsächlich in Südamerika und der Karibik tätigen Mitarbeiter fokussieren sich neben Industrie, Handel, Bergbau und Solar auf den Bereich Erdöl und -gas. Das verwundert nicht, denn der Nachbar Venezuela besitzt die weltweit größten Erdölreserven von etwa 300 Milliarden Barrel. 2018 steuerte laut Wikipedia Brasilien 3,1 Prozent, Mexiko 2,3 Prozent, Venezuela 1,7 Prozent und Kolumbien 1,0 Prozent zur weltweiten Ölfördermenge bei.


Im besten Wirkungsgrad arbeiten
Bei mehr als 90 Prozent aller Quellen reicht der Lagerstättendruck nicht aus, damit das Öl selbständig oder in ausreichender Menge an die Oberfläche gelangt. Zu diesem Zweck werden Tiefpumpen genutzt. Dabei kann es sich um die bekannten Gestängepumpen – auch Pferdekopfpumpen genannt – sowie Exzenterschnecken-, hydraulische oder elektrische Tauchpumpen (electric submersible pump, ESP) handeln. In den am zweithäufigsten verwendeten ESP-Systemen kommen Frequenzumrichter mit integrierter SPS zur Steuerung der Drehzahl zum Einsatz. Auf diese Weise arbeiten die Pumpen stets im besten Wirkungsgrad, also besonders energieeffizient. Darüber hinaus sind die Frequenzumrichter für die Überflutungskontrolle im Förderschacht verantwortlich.

Damit die ESP-Systeme zuverlässig funktionieren, erfordern sie einen umfassenden Schutz vor Über- und Unterlast, Übertemperatur, Vibrationen, Hoch- und Niederdruck sowie Stoß- oder Unterspannung. Außerdem werden moderne Überwachungslösungen für sämtliche Betriebsvariablen benötigt, welche die Daten an ein übergeordnetes SCADA-System weiterleiten. Daten sind zu speichern, um potenzielle Systemprobleme zu diagnostizieren sowie Optimierungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Diese Funktionen werden ebenfalls von der in den Frequenzumrichter eingebauten Steuerung übernommen.


Für lange Einsatzdauer ausgelegt
In Kolumbien ist es seit 2010 verboten, nicht-häusliches Abwasser, das Kohlenwasserstoffe beinhaltet, in die Kanalisation und/oder natürliche Wasserläufe einzuleiten. Kohlenwasserstoffe, die in Erdölprodukten wie Schmieröl und -fett, Diesel- und Heizöl, Benzin oder Lösungsmitteln enthalten sind, lassen sich nämlich nicht oder nur schwer abbauen. Die hiesigen Ölgesellschaften spritzen das Abwasser daher mit horizontalen Pumpsystemen (HPS) in die Lagerstätten ein. So wird es entsorgt und stimuliert ferner die Lagerstätten, was die Produktionsmenge erhöht. Auch in den HPS-Systemen werden Frequenzumrichter mit integrierter SPS genutzt. 

Schematische Darstellung des ESP-Pumpsystems

Die Steuerungen für die ESP- und HPS-Pumpen stammen von Variadores. Seit fast zehn Jahren entwickelt das Unternehmen entsprechende Lösungen, die für eine Einsatzdauer von zehn bis 15 Jahren ausgelegt sind. 2018 begann Variadores mit der Konzipierung einer neuen Steuerungsgeneration. In diesem Zusammenhang waren folgende Anforderungen zu berücksichtigen: 

  • Minimierung von Risiken, etwa eine frühzeitige technologische Veralterung, die Verwendung nicht ausgereifter Hardware sowie mangelnde Flexibilität und Offenheit bei der Software
  • Ausführung selbst komplexer mathematischer Operationen durch die CPU
  • Schaffung eines Vorhersagesystems auf Basis des maschinellen Lernens (ML) sowie von künstlicher Intelligenz (KI)
  • Hochsprachenprogrammierung sowie die Möglichkeit, dass mehrere Entwickler gleichzeitig Code für ein Projekt erstellen
  • Portabilität des Steuerungsprogramms auf eine andere Hardware
  • Nutzung von auf Data Science spezialisierter Software
  • Option einer modularen, erweiterbaren Architektur
  • Systemverfügbarkeit trotz Transienten und Stoßspannungen

Linux-basierter Industrie-PC 
Um diesen Rahmenbedingungen gerecht zu werden, setzte das Entwicklungsteam von Variadores die Projekte Quantum ESP und Quantum HPS auf. Die jeweiligen Produkte sollten zwei Jahre nach dem Projektstart am Markt verfügbar sein. Als Technologiepartner hat Phoenix Contact mit den Industrie-PCs (IPC) der Produktfamilie Basicline sowie weiteren Geräten zum Erfolg des Projekts beigetragen. Die IPC, die auf dem offenen Linux-Betriebssystem basieren, unterstützen unter anderem Python. Dabei handelt es sich um eine höhere Programmiersprache, die quelloffen und leicht zu erlernen ist. Deshalb weist Python einen großen Vorteil gegenüber den traditionellen Programmiersprachen der IEC 61131 – wie Kontaktplan, Strukturierter Text oder Funktionsbausteinsprache – auf.
Über 125.000 von den Usern generierte, frei zugängliche Bibliotheken haben dazu geführt, dass Python aus Anwendungsfeldern wie Künstliche Intelligenz, Machine Learning, Data Science, Cloud-Konfiguration oder Visualisierung nicht mehr wegzudenken ist. 

Der Basicline-IPC in Schutzart IP65 zeichnet sich durch einen leistungsfähigen, energieeffizienten und über einen längeren Zeitraum erhältlichen Intel Celeron Dual-Core-Prozessor aus. Der Industrie-PC mit resistivem Touch-Bildschirm wird in die Schaltschrankfront eingebaut, ist also einfach zugänglich. Sein lüfterloses Design auf Basis eines passiven Kühlkonzepts sorgt für hohe Systemverfügbarkeit. Offene IT-Standards und verschiedene in den IPC integrierte Schnittstellen erlauben eine große Kompatibilität zur anderen in der Lösung verbauten Hard- und Software. Die notwendigen analogen und digitalen Ein- und Ausgangsmodule des I/O-Systems Axioline F in Schutzart IP20 kommunizieren ihre Daten über einen Ethernet-Buskoppler zur weiteren Verarbeitung und Visualisierung an den IPC. Das Axioline-System überzeugt ebenfalls durch Kompatibilität sowie Skalierbarkeit zwecks optimaler Anpassung an die entsprechenden Applikationsanforderungen. 






Der Linux-basierte Industrie-PC zeichnet sich durch Offenheit und Langlebigkeit aus

Zur hohen Systemverfügbarkeit beitragen
Multifunktionale Energiemessgeräte der Produktfamilie EEM erfassen die Energiedaten der Quantum-Lösungen und leiten sie über eine Modbus-TCP-Schnittstelle an das übergeordnete Leit- und Managementsystem weiter. Aufgrund des direkten Rogowski-Anschlusses fällt keinerlei Verdrahtungs- und Konfigurationsaufwand an. Mit den EEM-Geräten lassen sich Einsparpotenziale aufdecken, um einen wirtschaftlichen und umweltschonenden Betrieb der Pumpen sicherzustellen. Zudem wird die Grundlage für ein Energiemanagementsystem geschaffen. 

Zur Versorgung der Quantum-Lösungen nutzt Variadores die Stromversorgungen der Baureihen Uno und Trio. Beide Produktfamilien bieten zahlreiche Funktionen in einem kompakten Gehäuse und arbeiten selbst bei Temperaturen von -25 bis 70 Grad Celsius zuverlässig. Die Uno-Geräte sparen durch niedrige Leerlaufverluste und einen hohen Wirkungsgrad viel Energie ein. Trio-Stromversorgungen sind durch hohe elektrische und mechanische Robustheit gekennzeichnet. Dies resultiert aus der hohen Spannungsfestigkeit sowie Schock- und Vibrationsbeständigkeit. Schalthandlungen sind mit Abstand die häufigste Ursache für Überspannungen. Daher setzt Variadores in den Quantum-Lösungen Überspannungsableiter vom Typ 1 und Typ 2 der Baureihen Flashtrab und Valvetrab ein, die effektiv vor derartigen Störgrößen schützen und so zu einer hohen Systemverfügbarkeit beitragen. 

Analoge und digitale I/O-Komponenten leiten ihre Daten über den Ethernet-Buskoppler an die Steuerung weiter

Weltweite Unterstützung
Aus der Kreativität und dem umfassenden Branchen-Know-how von Variadores sowie der Offenheit, Flexibilität und Zuverlässigkeit der Komponenten und Systeme von Phoenix Contact ist somit eine neue Steuerungslösung entstanden, welche die bereits erwähnten Anforderungen der anspruchsvollen Anwender an ESP- und HPS-Pumpen erfüllt. Die internationale Ausrichtung beider Unternehmen steht dafür, dass Kunden in aller Welt zeitgerecht beliefert sowie lokal unterstützt werden.

Trio-Stromversorgungen sind durch hohe elektrische und mechanische Robustheit gekennzeichnet

Bildquelle für alle Bilder: Variadores SAS.

AUTOREN

Diego Fernandez,

Country Manager Colombia,
Phoenix Contact Colombia,
COL-Tocancipá


Javier Fonseca,

Engineering Manager,
Variadores SAS, COL-Bogotá