ENERGIEEFFIZIENZ & NACHHALTIGKEIT

 Interview 

Energieeffizienz und Nachhaltigkeit in den Prozessindustrien

Als Hersteller von digital vernetzbaren Hard- und Softwarelösungen ist es seit mehr als einem Jahrzehnt das Geschäftsmodell von Schneider Electric, Unternehmen aus Industrie, Immobilienwirtschaft, Energieversorgung und Rechenzentren nachhaltig erfolgreiches Wirtschaften zu ermöglichen. 

Für die Prozessindustrie bietet Schneider Electric gemeinsam mit AVEVA und ProLeiT IoT-fähige Feldgeräte, Steuerungen und Softwarelösungen an. Hinzu kommen Services sowie eine Abteilung für die Beratung in Sachen Nachhaltigkeit und Energieeffizienz. Im Jahr 2023 ist Schneider Electric zudem Hauptsponsor der Namur-Jahreshauptversammlung.

Jessica Bethune, unsere Gesprächspartnerin, leitet bei Schneider Electric den Bereich Prozessautomation in der Region Mittel- und Osteuropa. Die Sorgen und Nöte der Prozessindustrie kennt sie daher ganz genau. Im Interview schildert sie uns, mit welchen Lösungen Schneider Electric die Prozessindustrie auf ihrem Weg durch die Transformation unterstützt. 

Jessica Bethune
Leitung Prozessautomation

 PROZESSTECHNIK:  Die Prozessindustrien sind bekanntermaßen sehr energieintensiv. Welche Herausforderungen sieht Schneider Electric für diesen Bereich? 

Bethune: Letztlich geht es hier doch um die Frage: Wie lässt sich die Abhängigkeit von hohen oder schwankenden Energiekosten langfristig reduzieren? Und zwar massiv, denn die Folgen können existenzbedrohend sein. Die spezielle Herausforderung für die Prozessindustrie lautet dann natürlich, wie sich entsprechende Maßnahmen zur Verringerung des Energieverbrauchs implementieren lassen. Einfach die Produktion massiv runterfahren kann ja nicht die Lösung sein. Stattdessen müssen Lösungen her, die es in einem auf hohe Konstanz angewiesenen Industriebereich erlauben, Ressourcen besser zu nutzen. Und da hilft nur eins: Wir müssen einfach mehr aus jedem Joule Energie herausholen. 


 PROZESSTECHNIK:   Welche Lösungen bieten Sie Ihren Kunden, um diese Herausforderungen zu bewältigen?

Bethune: Grundsätzlich verfolgen wir zwei Strategien. Erstens: konsequent elektrifizieren. Zweitens: ebenso konsequent digitalisieren. Ersteres ist vor allem deshalb sinnvoll, da elektrische Energie einen hohen Wirkungsgrad hat. Bei der Energieumwandlung geht nur sehr wenig nutzbare Energie verloren. Das ist schonmal ein großer Vorteil im Vergleich zu fossilen Energieträgern wie Öl oder Gas. Die Digitalisierung ist deshalb so wichtig, weil sie hilft, Ineffizienzen, Schwachstellen und Kausalitäten besser zu entdecken und zu verstehen. Vieles, was in einer Anlage vorher unsichtbar abgelaufen ist, aber gravierende Konsequenzen in Sachen Ökobilanz oder Betriebskosten hatte, können wir jetzt auf einen Blick erkennen. Für Investitionen in Modernisierungen und Optimierungen ist das Gold wert. 


 PROZESSTECHNIK:   Könnten Sie hierfür konkrete Anwendungsbeispiele geben?

BethuneEin für viele Kunden zentrales Anwendungsbeispiel ist die Wartung. Denn mit digitalen Hilfsmitteln, also einer Kombination aus vernetzten Feldgeräten zur Datenerhebung und Softwaretools zur Auswertung, ist es möglich, vorausschauend und zustandsbasiert zu warten. Das macht Serviceeinsätze effektiver und steigert die Ausfallsicherheit einer Anlage massiv. Die Folge: Kosten für Serviceeinsätze oder Reparaturen werden drastisch reduziert und – zuverlässigere Anlagen sind nachhaltigere Anlagen – auch die Ökobilanz profitiert. 

Ein anderes Beispiel unterstreicht die zentrale Bedeutung der Software. Bei Henkel ist es uns mithilfe eines Prozessleitsystems von ProLeiT sowie einer Lösung für die Anlagenoptimierung von AVEVA gelungen, die Waschmittelherstellung ohne Änderungen an den bewährten Verfahren um fast fünf Prozent energieeffizienter zu gestalten. Stattdessen werden nun sämtliche für die Sprühtrocknung relevanten Parameter permanent überprüft. Dank eines Abgleichs mit den in der Software hinterlegten Idealwerten, bewegt sich der reale Prozessablauf nun immer in deren Nähe. Die Software hilft also, den Wirkungsgrad der Anlage zu verbessern. 


 PROZESSTECHNIK:   (Quo vadis?) Nachhaltigkeit ist kein lokales oder zeitlich begrenztes Problem. Worin sehen Sie mögliche Ansätze für wirtschaftlich und sozial verträgliche Lösungen, die auch zukunftsfähige Perspektiven bieten?

BethuneNur nachhaltiges Wirtschaften ist zukunftsfähiges Wirtschaften. Angesichts der dramatischen Entwicklung des Klimawandels ist das, meiner Meinung nach, wirklich eine alternativlose Aussage. Denn, ganz schonungslos gesprochen, wem wollen Sie Ihre Produkte denn noch verkaufen, wenn unser Planet unbewohnbar wird? Insofern ist das Ziel also längst klar. Aber das Projekt Klimaschutz kann natürlich nur dann erfolgreich sein, wenn es auch ein soziales und wirtschaftliches Projekt ist. Bei Schneider Electric sind wir uns sicher, dass die genannten Strategien – Elektrifizierung und Digitalisierung – dafür zentral sind. Denn hier kommen wirtschaftliche und ökologische Vorteile zusammen.


Frau Bethune, vielen Dank für das Interview!