ENERGIEEFFIZIENZ & NACHHALTIGKEIT

Das Potenzial erneuerbarer Energien in Afrika 

Energie für eine nachhaltige Zukunft 


Für das 21. Jahrhundert zeichnen sich bereits heute enorme geopolitische und wirtschaftliche Veränderungen ab – und insbesondere in Afrika werden diese deutlich zu spüren sein. Dabei verändert sich der Kontinent schon jetzt immer stärker. Demografischer und sozialer Wandel, zunehmende Urbanisierung und ein rasantes Wirtschaftswachstum sind hier die Triebfedern für steigenden Wohlstand und immer mehr internationalen Einfluss.

Entscheidend dafür, dass die reichlich vorhandenen natürlichen Ressourcen des Kontinents für den Fortschritt und die weitere Entwicklung in Afrika genutzt werden können, sind dabei der Ausbau und die Relevanz des Energiesektors. Gleichzeitig ist entscheidend, dass in Afrika eine neue und moderne Infrastruktur aufgebaut wird, die die Einwohner in Zukunft mit Strom versorgt und zugleich zum Schutz von Umwelt und Ökologie beiträgt. Genau diese Zukunftsvision unterstützt das Nachtigal-Wasserkraftwerk in Kamerun. In Auftrag gegeben wurde das Kraftwerk von der Nachtigal Hydro Power Company (NHPC), die sich im Besitz verschiedener internationaler Unternehmen wie dem Energiekonzern EDF und der Republik Kamerun befindet. Das Wasserkraftwerk, das sich derzeit noch in der Entwicklung befindet, soll im Jahr 2024 den Betrieb aufnehmen und schlussendlich etwa drei Terawattstunden pro Jahr produzieren – ein erstaunlicher Betrag, der rund 30 Prozent des Energiebedarfs von Kamerun entspricht.

Für die benötigten sieben 60-MW-Hydro-Leistungsteile, die Kernelemente des geplanten Kraftwerks am Sanaga darstellen, beauftragte man bei der NHPC mit GE Hydro Solutions einen der weltweit führenden Anbieter für Wasserkrafttechnologie. Zusammen mit Rockwell Automation, einem der weltweit führenden Anbieter für Steuerungslösungen, will man Großes erreichen: den Ausbau und die Bereitstellung von erneuerbaren Energien in Kamerun stärken, um Wachstum und Nachhaltigkeit zu einem Fokus der lokalen Energiewirtschaft zu machen.

Unterstützung für erneuerbare Energien

Grund genug besteht für das gemeinsame Projekt in jedem Fall, denn in Afrika bietet sich ein enormes Potential für die Nutzung von Wasserkraft. Derzeit werden auf dem Kontinent etwa 17 Prozent des erzeugten Stroms durch Wasserkraft abgedeckt. Nicht zuletzt aufgrund der Bemühungen rund um einen Umstieg auf erneuerbare Energien und eine flächendeckende Stromversorgung in Afrika könnte dieser Anteil bis im Jahr 2040 auf über 23 Prozent steigen. Dabei ist die Energieproduktion mittels Wasserkraft aus diversen Gründen attraktiv: So kann die Stromerzeugung flexibel an den sich ändernden Energiebedarf angepasst werden, die Kosten pro Kilowattstunde sind niedrig und es besteht die Möglichkeit, die Treibhausgasemissionen durch den Einsatz von Wasserkraft anstelle von Kohleverstromung erheblich zu senken. 

Um all diese Vorzüge nutzen und die zugrundeliegende Vision einer nachhaltigen Zukunft zu verwirklichen, müssen erhebliche Investitionen in die Infrastruktur getätigt und langfristige Entwicklungen eingeleitet werden. Schließlich können, bis ein Wasserkraft-Großprojekt umgesetzt ist, einige Jahre vergehen. So nehmen alleine die Tiefbauarbeiten und die Installation der Wasserkraftturbine viel Zeit in Anspruch und können daneben auch erhebliche Kosten verursachen. Darüber hinaus sind geeignete Anbieter entscheidend, damit Projekte dieser Tragweite fristgerecht und unter Berücksichtigung von Sicherheitsstandards und anderer Regulatorien umgesetzt werden können.

Genau für diese hohen Standards ist das Großunternehmen EDF, das hinter der NHPC steht, im Wasserkraft-Energiesektor bekannt – und entsprechende Erwartungen hinsichtlich der Einhaltung dieser Standards hat man bei EDF auch an Partnerunternehmen. Aus diesem Grund entschied man sich bei der Bereitstellung der Wasserturbinen und Generatoren für GE Hydro Solutions. Als einer der größten Energieerzeuger der Welt steht GE für Qualität und Zuverlässigkeit – Ansprüche, die von dem Unternehmen auch von seinem Service- und Solution-Provider-Netz verlangt werden. 

Ein zentraler Bestandteil der GE-Lösung ist dabei das Steuerungssystem. Als Schnittstelle zur Steuerung der Generatoren und Turbinen muss das Steuerungssystem über die gesamte Lebensdauer des Projekts anpassbar sein und dabei zugleich eine zuverlässige Leistung bieten. Eine folgerichtige Anforderung, da bei Projektbeginn die genaue Konstruktion eines Wasserkraftwerkes nicht in Stein gemeißelt ist und bestimmte Bestandteile erst im Laufe der Entwicklung und als Reaktion auf strukturelle Veränderungen im Energienetz Gestalt annehmen können.

Um zugleich hochwertige Steuerungskomponenten für das GE SmartControl-Steuerungssystem für Wasserkraftwerke bereitstellen zu können, suchte man bei GE nach einem Partner, der zugleich auch als holistischer Dienstanbieter fungieren könnte. Dieser Schritt ist durchaus begründet. Immerhin ist das Unternehmen in einem sehr kapitalintensiven Sektor tätig und Service-Leistungen spielen bei der Entscheidung für einen bestimmten Anbieter eine immer wichtigere Rolle. Dabei ist Flexibilität ein entscheidendes Kriterium: Vor allem zu Beginn eines Projekts ist es essenziell, dass Servicetechniker schnell vor Ort sein können, um einen ordnungsgemäßen Betrieb zu gewährleisten. Aber auch während der Projektlaufzeit muss ein Anbieter in der Lage sein, seine Lösungen, beispielsweise in Bezug auf Cybersecurity, entsprechend anzupassen.


Eine erfolgreiche Partnerschaft

Beim Nachtigal-Projekt stand der Beschluss schnell fest: GE Hydro Solutions entschied sich für Rockwell Automation als Lösungsanbieter. Dabei können die Unternehmen bereits auf eine gemeinsame Vergangenheit zurückblicken. So begann die Partnerschaft zwischen GE Hydro Solutions und Rockwell Automation bereits im Jahr 2018. Während zunächst das umfassende Serviceangebot und eine ähnliche Unternehmenskultur im Vordergrund standen, zeichnete sich der Mehrwert der geschäftlichen Beziehung mit der Zeit immer deutlicher ab. Schon bald wurde Rockwell Automation globaler Partner für die SmartControl-Lösungen von GE – was wiederum 2019 zur Zusammenarbeit am Nachtigal-Projekt führte.

Laut Olivier Teller, Global Product Director Service & Controls bei GE Hydro Solutions, war die Wahl des Steuerungssystems ein integraler Bestandteil für das gesamte Projekt. „Für den Kunden stellt das Steuerungssystem die Schnittstelle zum Kraftwerk dar. In Gebrauch ist es dabei logischerweise jeden Tag, an dem das Kraftwerk auch in Betrieb ist und gibt dem Personal eine Reihe an Funktionalitäten und Kontrollfunktionen an die Hand. Kurzum: Qualität ist hier ein entscheidender Faktor“, erklärt Teller.

Für GE Hydro Solutions war es dementsprechend bei der Suche und Auswahl des Anbieters wichtig, dass dieser über ein internationales Renommee verfügt und zugleich die hohen Anforderungen von EDF erfüllt. „Am Schluss war es entscheidend, dass nicht nur wir dem entsprechenden Partner vertrauen, sondern natürlich auch, dass unsere Kunden mit der eingesetzten Lösung vollends zufrieden sind“, berichtet Teller weiter.

Zusätzlich zu der bekannten Qualität der Lösungen von Rockwell Automation waren es schließlich die Servicetechniker, die Qualität ihrer Arbeit und ihre hohe Verfügbarkeit, die den Unterschied machten. „Für unsere Kunden steht im Fokus, dass eventuelle Störungen schnell behoben werden. Rockwell Automation ist mit seiner globalen Präsenz und seinem Know-how in der Lage, im Fall der Fälle schnell zu handeln und so das Risiko von Systemausfällen, die insbesondere in unserer Branche ernsthafte Konsequenzen nach sich ziehen können, zu minimieren.“

Für GE spielen allerdings nicht nur die Lösungen und Services eines Partners eine entscheidende Rolle – auch die Werte und Schwerpunkte des Unternehmens müssen im Einklang mit denen von GE stehen. Teller erläutert dazu: „Für uns sind Unternehmensethik, die gemeinsame Einstellung zum Thema Nachhaltigkeit und Fragen der Compliance entscheidende Punkte, ohne die eine Partnerschaft gar nicht erst denkbar wäre.“


Eine holistische Lösung

Um die speziellen Anforderungen des Nachtigal-Projekts zu erfüllen, setzte man bei Rockwell Automation auf ein Prozessleitsystem, das für GE eine Vielzahl an Anwendungsmöglichkeiten bereithält. Dabei hat sich die Lösung bereits in verschiedenen anderen Projekten und in unterschiedlichsten Anwendungsbereichen und Branchen bewährt und bietet die für das Nachtigal-Projekt nötige Zuverlässigkeit, Flexibilität und Skalierbarkeit.

Zugleich suchte man bei GE Hydro Solutions nach einer umfangreich einsetzbaren Lösung – immerhin ist jedes Wasserkraftwerk einzigartig und es werden unterschiedliche Generatoren und Turbineninstallationen verwendet. Vielseitigkeit war für das Prozessleitsystem also Pflicht. Genau hier kam das umfangreiche Portfolio von Rockwell Automation den Beteiligten zugute. Das Unternehmen verfügt über zahlreiche Lösungskomponenten und ist zugleich in der Lage, aus dem eigenen Angebot systematisch und übergreifend holistische Lösungen zu entwickeln.

So steuert zunächst das Prozessleitsystem prinzipiell das gesamte Kraftwerk. Für die Anlagenbetreiber stellt die Logix-Plattform von Rockwell Automation eine einfache und bedienerfreundliche Umgebung dar, die den Betrieb so einfach und übersichtlich wie möglich gestaltet. Darüber hinaus können dank enger Integration von Programmiersoftware, Steuerung und E/A-Modulen die Entwicklungszeit verkürzt, der Maschinenverschleiß verringert und die Instandhaltung-Anforderungen gesenkt werden. Ein Umstand, der über die gesamte Lebensdauer des Kraftwerks erhebliche Kosteneinsparungen zur Folge haben kann. Rockwell Automation bietet in mehr als 80 Ländern dem Kunden Vor-Ort-Serviceleistungen zur Verfügung, und ein rund um die Uhr erreichbares Callcenter bietet zusätzlichen Support.

Die Zukunft

Bereits im Jahr 2024 soll das Nachtigal-Wasserkraftwerk den Betrieb aufnehmen – und für alle Beteiligten stehen noch viele Punkte auf der Agenda. Für GE Hydro Solutions steht fest, dass die Vorteile der Lösung für das Kraftwerk wegweisend für die Zukunft sind. Dabei ist auch entscheidend, dass das Unternehmen den Erfolg des Projekts anhand wichtiger Indikatoren bewertet und diese auch als Parameter für künftige Optimierungen herangezogen werden.

Für Olivier Teller ist der langfristige Erfolg der Partnerschaft von verschiedenen Faktoren abhängig: „Erstens muss die Lösung zuverlässig funktionieren und Ersatzteile müssen im Fall eines Ausfalls von einzelnen Komponenten verfügbar sein. Zweitens muss über einen langen Zeitraum Support für die Lösung angeboten werden. Dazu gehört auch die schnelle Reaktion auf alle Kundenanfragen.“ Die Lebensdauer des Steuerungssystems beträgt in etwa 10 bis 15 Jahre, daher ist der Support von Rockwell Automation für einen erfolgreichen Betrieb entscheidend.

„Außerdem prüfen wir, wie wir die Dienste gemeinsam anpassen können, um den Anforderungen an Nachhaltigkeit und Cybersecurity gerecht zu werden, die im Rahmen der sich entwickelnden und für die Zukunft zu erwartenden Industriestandards auftreten werden. Wir möchten unserem Kunden vor allem vermitteln, dass das Steuerungssystem ein wesentlicher und leistungsstarker Bestandteil seiner Infrastruktur ist und auch in Zukunft bleiben wird.“

„Ich bin davon überzeugt, dass wir die richtigen Partner für das Projekt der NHPC sind“, schließt Teller ab. „Und am Schluss wird neben den gemeinsamen Lösungen, die wir in dieses Projekt eingebracht haben, eines feststehen: Die zentrale Grundlage für Umgebungen und Systeme dieser Art sind Teamwork und Vertrauen!“