MESSTECHNIK




 Nachhaltige Mobilität erreichen 

Synthetische, kohlenstoffneutrale Kraftstoffe 

Angesichts der dringenden Notwendigkeit, die globale Erwärmung zu begrenzen, die im Pariser Abkommen klar angesprochen wurde, und der ständig steigenden Preise für Rohöl und Strom muss eine echte und tiefgreifende Mobilitätsrevolution in Gang kommen. Die Strategie und der Aktionsplan der Europäischen Kommission für nachhaltige und intelligente Mobilität bilden die Grundlage für eine 90-prozentige Reduzierung der Emissionen im Verkehrssektor bis 2050. Neben dem derzeitigen Schwerpunkt auf Elektrofahrzeugen und der Schaffung der für eine breitere Akzeptanz erforderlichen Infrastruktur ist beispielsweise auch die Forschung im Bereich wasserstoffbasierter Kraftstoffe in vollem Gange. 

Wenn man jedoch bedenkt, dass es derzeit weltweit mehr als 1,44 Milliarden Fahrzeuge gibt, von denen sage und schreibe 99,8 Prozent von Verbrennungsmotoren angetrieben werden, scheint es klar, dass ein breiter Einsatz einer umweltfreundlichen Alternative zu herkömmlichen fossilen Kraftstoffen dringend erforderlich ist. Synthetische Kraftstoffe, die fossile Kraftstoffe bei minimaler Beeinträchtigung der vorhandenen Fahrzeugkomponenten und der bestehenden Lieferketten ersetzen können, wären für eine nachhaltige Mobilität der Zukunft von großem Nutzen.

Fossilfreier Kraftstoff 


Seit 2014 arbeiten die Ingenieure von P1 FUELS an der Entwicklung einer effizienten, kohlenstoffneutralen Alternative zu fossilen Brennstoffen. Wie allgemein bekannt, ist Kohlendioxid (CO2) das wichtigste Treibhausgas, das durch menschliche Aktivitäten freigesetzt wird.

Die synthetischen Produkte von P1 FUELS, die mit aus der Atmosphäre abgeschiedenem CO2 hergestellt werden, setzen bei ihrer Verbrennung nur das CO2 frei, das zu ihrer Herstellung verwendet wurde. Außerdem wird für den gesamten Produktionsprozess der Kraftstoffe ausschließlich erneuerbare Energie verwendet.   

Die P1 FUELS werden ohne einen Tropfen Öl und im Rahmen der Kohlenstoffkreislaufwirtschaft aus Biomasseabfällen sowie aus synthetischen Kohlenwasserstoffen hergestellt, die aus synthetischem Methanol und CO2-Abscheidung synthetisiert werden. 

Die endgültige Mischung ist ein 100 Prozent fossilfreier, kohlenstoffneutraler Kraftstoff. Heute sind die fossilfreien Komponenten der erneuerbaren Kraftstoffe noch recht teuer in der Herstellung. Es ist jedoch zu erwarten, dass sich dies in naher Zukunft aufgrund der Auswirkungen der Industrialisierung und der großtechnischen Produktion ändern wird.



"2023 ist das Jahr der Jubiläen: Das E-Magazin Prozesstechnik ist seit zehn Jahren auf dem Markt, Phoenix Contact feiert das 100-jährige Bestehen. Wir freuen uns sehr, dass wir uns gleich zu Beginn an der Prozesstechnik beteiligen durften. Der erste Fachbeitrag von Phoenix Contact über Steckverbinder für die Lebensmittelindustrie wurde im September 2013 veröffentlicht. Seither hat sich die Zusammenarbeit mit dem für uns ersten reinen E-Magazin intensiviert. Die ansprechend gestaltete Fachzeitschrift mit allen für die Branche relevanten Themenschwerpunkten trifft genau unsere Zielgruppe. Im Namen sämtlicher Autorinnen und Autoren bedanken wir uns bei Herrn Palevic und seinem Team für die angenehme und konstruktive Zusammenarbeit und wünschen alles Gute für die Zukunft."

Judith Käsemann 
Mitarbeiterin im Bereich Corporate Communications 
Phoenix Contact GmbH

Ein großer Vorteil der kohlenstoffneutralen Kraftstoffe besteht darin, dass sie im bestehenden Fuhrpark verwendet werden können, ohne dass spezielle Fahrzeuge oder Technologien für ihre Anpassung entwickelt werden müssen. Darüber hinaus ermöglichen synthetische Kraftstoffe das "Einfangen" von erneuerbarer Energie (z. B. aus Wind oder Sonne) an Orten, an denen sie reichlich und kostengünstig vorhanden ist, und sie können leicht an die Orte transportiert werden, an denen sie benötigt werden, wie z. B. Deutschland und die EU (die den Großteil ihrer Energie importieren). Daher sind synthetische Kraftstoffe nicht nur eine effiziente Lösung für die Dekarbonisierung der Mobilität, sondern auch ein optimaler Energieträger, der keine weiteren Investitionen in Infrastruktur, Lagerung usw. erfordert.

Deutschlands Klimaziele 

In Anlehnung an das Pariser Abkommen hat Deutschland in seinem Klimaaktionsplan 2050 eine Reihe ehrgeiziger Ziele festgelegt, um das Endziel zu erreichen, bis 2050 weitgehend treibhausgasneutral zu sein. Was den Beitrag der einzelnen Sektoren zur Erreichung dieses Ziels anbelangt, so werden in diesem Plan Ziele für das Jahr 2030 genannt, die eine Senkung der Gasemissionen um (mindestens) 55 % gegenüber dem Stand von 1990 vorsehen. Der Verkehrssektor muss bis 2030 40 bis 42 % seiner Treibhausgasemissionen (auf der Grundlage des Niveaus von 1990) reduzieren, und es wird eine Reihe von Strategien zur Erreichung dieses Ziels dargelegt.  

Dieses Ziel kann nur durch konsequente Anstrengungen aller Beteiligten und durch eine ganzheitliche Betrachtung des Problems erreicht werden. Es liegt auf der Hand, dass synthetische Kraftstoffe eine sehr innovative, zu 100 % fossilfreie und kohlenstoffneutrale Alternative darstellen, die das Problem der Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor, die noch lange auf den deutschen Straßen unterwegs sein werden, lösen würde.  

Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) hat erkannt, dass die Einführung erneuerbarer Kraftstoffe der Schlüssel zum Erreichen der Nachhaltigkeitsziele ist, und hat ein Förderprogramm für erneuerbare Kraftstoffe aufgelegt. Dem Ministerium stehen 1,54 Milliarden Euro zur Verfügung, um verschiedene Maßnahmen zur technologieneutralen Förderung von erneuerbaren Kraftstoffen bis 2024 zu finanzieren.

Motorsport und Straßenverkehr


Der Motorsport spielt bei der Entwicklung von P1 FUELS eine wichtige Rolle: Zum einen ermöglicht der Einsatz der Kraftstoffe in Rennwagen die Erprobung und Perfektionierung der Technologie (und damit die Gewährleistung der vollen Effizienz), zum anderen sind Rennserien eine ideale Plattform, um der Welt die Leistungsfähigkeit der Kraftstoffe zu zeigen und so eine breitere Akzeptanz zu fördern.  

"Da sich der Motorsport ständig weiterentwickelt, ist unsere oberste Priorität im Motorsportbereich die Leistung der Kraftstoffe, d. h. die Leistung, die der Motor bei der Verbrennung von Kraftstoff erzeugen kann. Wir arbeiten eng mit PerkinElmer und anderen Partnern zusammen, um das Produkt ständig zu verbessern", sagte Martin Popilka, CEO von P1 FUELS. "Was die Kraftstoffe für den Straßenverkehr betrifft, so ist es unser oberstes Ziel, fossilfreie Produkte zu entwickeln, die vollständig in den Verkehr gebracht werden können; das bedeutet, dass Fahrer eines jeden Autos auf der ganzen Welt unsere Kraftstoffe unter allen klimatischen Bedingungen verwenden können." 

Popilka ist sich bewusst, dass Energie ein sehr komplexes Thema ist, bei dem viele Aspekte gleichzeitig angegangen werden müssen, und dass es immer Raum für Verbesserungen geben wird (wie wir auch bei den fossilen Brennstoffen gesehen haben). Er erklärt, dass P1 FUELS bestrebt ist, die Akzeptanz seiner kohlenstoffneutralen Kraftstoffe zu erhöhen, indem sie einfach zu verwenden sind. "Nicht jeder wird in der Lage sein, von einem Fahrzeugmit Vebrennungsmotor wegzukommen, daher möchte ich mit P1 FUELS dazu beitragen, eine echte 'integrative nachhaltige Mobilität' zu gestalten, indem fossile Kraftstoffe eins zu eins durch kohlenstoffneutrale Äquivalente ersetzt werden, die an jeder Tankstelle erhältlich sind und in vorhandenen Autos und anderen Transportmitteln verwendet werden können. 

"Durch die Verwendung fossilfreier Kraftstoffe kann der Ausstoß von bis zu sechs Gigatonnen CO2 pro Jahr vermieden werden, indem Billionen Liter herkömmlicher Kraftstoffe eingespart werden; dies entspricht mehr als 20 % der weltweiten Treibhausgasemissionen", so Popilka abschließend

Bislang haben fast alle europäischen Länder ihre Klimaziele verfehlt. Mit einem Mix aus Fahrzeugen, die mit Strom, Wasserstoff und synthetischen Kraftstoffen betrieben werden, könnten die Klimaziele noch erreicht werden. Dazu müssen aber alle Mobilitätsoptionen eine Chance bekommen, die Aufmerksamkeit und die Investitionen müssen gerecht verteilt und die Infrastruktur für diese Optionen ausgebaut werden. Hier sollten Unternehmen und Regierungen zusammenarbeiten, um unseren Planeten zu retten, ohne unsere zukünftigen Transportmöglichkeiten massiv zu beeinträchtigen.  

Autor


Marcus Quack

Geschäftsführer DACHP, PerkinElmer