THEMENSPECIAL Jubiläum




 Wer stehenbleibt, verliert: Was der Blick in die Historie über die Zukunft pneumati-
 scher Anwendungen verrät 

Durchfluss und Kommunikation: 
Die Evolution von Ventilen

Die heutige Technik in der Pneumatik basiert auf denselben physikalischen Grundprinzipien, wie sie bereits im antiken Griechenland bekannt waren. Während die Naturgesetze gleichbleiben, hat sich die Technik deutlich weiterentwickelt – sowohl bei der Leistung als auch den Anwendungsfällen. Mit Blick auf die umfangreichen Erweiterungen bei Ventilen und der Verbindung von Regeln, Steuern und Überwachen haben diese sich mittlerweile zu modernen Kommunikationsplattformen gewandelt. Warum wir dabei noch lange nicht am Ende angekommen sind, zeigt SMC anhand der Entwicklungsschritte eigener Ventillösungen

Vom pneumatisch bewegten Spiegel des Griechen Ktesibios über die ersten pneumatischen Bremsen bei Eisenbahnen bis hin zu den komplexen und umfassend steuerbaren Druckluftsystemen von heute: Seit über zweitausend Jahren sind Menschen imstande, die Kraft der Druckluft zu nutzen – und dass immer effizienter und für immer mehr Anwendungen. Allein in den letzten Jahren hat es bei einzelnen Komponenten große Entwicklungsschritte gegeben, die verdeutlichen: Die Drucklufttechnik ist noch lange nicht ausgereizt und es lohnt sich, ihr Potenzial weiter auszuschöpfen, um von den Vorteilen zu profitieren. Welche Verbesserungen es etwa im Bereich von Ventilen/Ventilinseln gegeben hat und was sich für die Zukunft daraus ableiten lässt, zeigt der Automatisierungsspezialist SMC.






"Im Namen der HBI gratuliere ich dem Fachwelt Verlag und seinen Mitarbeitenden herzlich zum 10. Jubiläum! Das Verlagsportfolio ist sehr umfangreich und bietet interessante Publikationen mit hochwertigen Artikeln aus zahlreichen Branchen. Wir möchten uns für die stets gute Zusammenarbeit bedanken und wünschen für die Zukunft weiterhin viel Erfolg."

Bastian Riccardi 
Account Manager HBI 
Communication Helga Bailey GmbH

Alles auf Anfang

Pneumatikventile zur Regelung der Druckluft in einer Anwendung gibt es in allen möglichen Formen und Leistungsbereichen. Zu den entscheidenden Faktoren gehört schon lange, dass sie kompakt und platzsparend konstruiert, dabei leistungsstark sind, schnell reagieren und über eine hohe Wiederholgenauigkeit verfügen. Was das noch in der Vergangenheit bedeutete, zeigt etwa die erste Variante der Serie SY von SMC, die Ende der 1980er Jahre auf den Markt kam: So waren die Ventile konventionell verdrahtet, besaßen noch einen D-Sub-Stecker, erreichten bei einer Ventilbreite von 15 Millimeter einen maximalen Durchfluss von 540 Liter pro Minute (SY5000) und bewegten sich bei der Leistungsaufnahme zwischen 0,5 bis 1,0 Watt. Zugleich waren es die ersten Plugin-Ventile, die auf einer Ventilinsel Platz fanden, wobei die bistabilen Ventile noch zwei Stationen besetzten und die Handhilfsbetätigungen nur tastend erfolgen konnten. Auch verfügten sie damals nur über die Schutzart IP40, was sie lediglich vor festen Fremdkörpern von 1,0 mm Durchmesser schützte. Dass sie bereits anschlussfähig an die ersten Feldbussysteme der Serie EX120 waren, zeigt allerdings auch den vorgezeichneten Weg hin zu mehr vernetzter Kommunikation.


Das Anforderungsprofil wächst

Der Beginn der Serienproduktion der ersten Mikrochips in den 1960er Jahren läutete auch in der Industrie die digitale Revolution ein – was u. a. dazu führte, dass wenige Jahre später bereits die ersten Industrieroboter in den Fabrikhallen zu finden waren. Damit wuchs auch das Anforderungsprofil an Ventilen in den Bereichen Effizienz, Kompaktheit und Kommunikationsfähigkeit. Hinzu kam ein steigendes Interesse am Umweltschutz, der mittlerweile im notwendigen Streben nach mehr Klimafreundlichkeit und Nachhaltigkeit mündet. „Bei SMC verfolgen wir bei der Produktentwicklung stets das Ziel, Effizienz, Wirtschaftlichkeit und Leistung auf ein neues Level zu heben. Dabei spielt auch ein ressourcen- und energieschonender Ansatz eine tragende Rolle, um Verbesserungen in Sachen Nachhaltigkeit zu erreichen. Das zahlt sowohl auf den Unternehmenserfolg unserer Kunden als auch auf eine bessere Umwelt- und Klimabilanz positiv ein“, erklärt Mohamed Boudouhi, Produkt Manager im Unternehmen

Für die Entwicklung der Ventilserie SY bedeutet das etwa, dass mit der Markteinführung der Serie NewSY im Jahr 2009 die Leistungsaufnahme nur noch zwischen 0,1 bis 0,4 Watt lag und zugleich der Durchfluss bei der Ventilgröße 15 Millimeter schon 840 Liter pro Minute (NewSY5000) betrug. Ein bistabiles Ventil konnte jetzt erstmals auf einer Station Platz finden, genauso wie die Handhilfsbetätigung zum ersten Mal mit Schieber verriegelbar war. Mit dem Einsatz der Feldbussysteme EX600, EX260 und sechs weiteren wurde ebenfalls die Kommunikationsfähigkeit deutlich gesteigert. So bot die EX600 erstmalig die Möglichkeit, Ein- und Ausgangsmodule zu verwenden, um eine zentrale Kommunikationsplattform auch für externe Sensoren zu sein. 

Für die vierte industrielle Revolution

Mit der nächsten Generation der Serie JSY ab dem Jahr 2019 wurden gleich in mehreren Bereichen Quantensprünge erreicht. So können Anwender mittlerweile bei der Ventilbreite von 15 Millimeter auf einen Durchfluss von bis zu 1550 Liter pro Minute (JSY5000) zurückgreifen, ohne dass sich die Leistungsaufnahme zur NewSY erhöht hat. Zugleich steht mit dem Modell JSY1000 das mit lediglich 6,4 Millimeter Breite aktuell schmalste 5/2-Wege-Ventil zur Verfügung. „Auch beim Gewicht haben wir unsere Ventile auf Diät gesetzt. Im direkten Vergleich mit einem ISO-Ventil der Norm 15407 und 180 Gramm wiegt die Serie JSY3000 bei einem vergleichbaren, aber dennoch um 42 Liter pro Minute höheren Durchfluss, nur 55 g“, sagt Mohamed Boudouhi. Die Kombination aus geringem Energie- und Materialverbrauch, einer Lebensdauer von mindestens 70 Millionen Zyklen und einem hohen Durchfluss für kurze Zykluszeiten zeigt: Ökonomische und ökologische Aspekte stehen keineswegs im Widerspruch zueinander. Zudem zahlt auch der Ausbau zu einer modernen Kommunikationsplattform auf dem Weg zur Industrie 4.0 darauf ein.

So haben schrittweise Erweiterungen etwa beim Feldbussystem EX600 zu einem bislang nie dagewesen Maß an Steuerungs- und Überwachungsmöglichkeiten von Ventilen/Ventilinseln geführt. Mit Anschluss eines entsprechenden IO-Link-Masters sind neben den Kommunikationsprotokollen PROFINET und EtherNET/IPTM auch alle anderen gängigen Industrial-Ethernet-Protokolle wie EtherCat oder DeviceNet sowie Standard-Feldbus-Protokolle wie PROFIBUS nutzbar. Mohamed Boudouhi: „Der so erlangte Zugang und Nutzen von Daten erhöht nicht nur den Automatisierungsgrad enorm. Auch bieten die Diagnose- und Monitoringfähigkeiten großes Potenzial für weitere Einsparungen von Energie, wenn Ventile gezielt angesteuert und übermäßige Verbräuche aufgrund von Fehlfunktionen schneller erkannt werden.“ Die jüngst erschienene kabellose Variante EX600-W und die kompakte Ausführung EXW1, die unter allen Anbietern erstmals die drahtlose Einbindung einer Ventilinsel ermöglichen, heben das Thema Kommunikation in Sachen Platz- und Gewichtsersparnis auf ein neues Niveau. Denn durch den Verzicht auf Verbindungskabel sind noch kompaktere und flexiblere Maschinen und Anlagen realisierbar. Zudem sorgt der Wegfall von Kupferkabeln für eine noch bessere CO2-Bilanz. 


Blick in eine rosige Zukunft

Die Entwicklungsschritte am Beispiel von Ventilen geben Auskunft darüber, dass sich die Technik nicht nur anhand von Leistungskennziffern stetig verbessert. Immer innovativere und schlankere Konstruktionsdesigns machen auch den Einsatz in der Robotik und an beweglichen Achsen zunehmend effizienter – und energieschonender. Ergänzt durch den kontinuierlichen Ausbau bei der Kommunikation, lassen sich immer mehr Bereiche smart miteinander vernetzen, Daten über verschiedene Maschinen und Anlagen hinweg erheben und nutzen, um eine Vielzahl neuer Erkenntnisse zu gewinnen. Diese lassen sich wiederum in die nächsten Innovationsschritte umsetzen.

„Der Blick auf die Historie zeigt, dass sich die Verbesserungen bei Ventilen keineswegs auf einzelne Bereiche beschränken. Vielmehr werden bei SMC alle Aspekte Schritt für Schritt ins Auge gefasst, um das Gesamtkonzept zu optimieren“, so Boudouhi. 

„Und mit der immer stärkeren Verbindung von analoger und digitaler Technik, Stichworte OT und IT sowie das IIoT, schaffen wir die Voraussetzung für noch weitreichendere und rasantere Entwicklungen zu mehr Effizienz, Leistung und Nachhaltigkeit. Dabei sind wir noch lange nicht am Ende angelangt. Im Gegenteil: Das Optimierungspotential ist endlos.“