Essenzielle, aber oft übersehene Substanz
Geheimnisse der Industrietinten
Jährlich kommen Tausende verschiedener Tinten in zahlreichen Branchen zum Einsatz – insbesondere im industriellen CIJ-Druck (Continuous Inkjet), um Chargennummern und Codes auf Produkte und Verpackungen zu drucken. Doch wieviel wissen Anwender wirklich über die Tinten, mit denen auch die Produkte des täglichen Lebens gekennzeichnet werden?
Leibinger stellt sowohl Industriedrucker als auch die dafür verwendete Tinte her und ist hierdurch in der besten Position, um einen Einblick in diese essenzielle, aber oft übersehene Substanz zu geben. Dr. Thomas Paul, Tintenexperte der Leibinger-Gruppe, berichtet über einige interessante Fakten, die vielleicht nicht jedem bekannt sind.
Je härter das PVC, desto einfacher der Druck
Jährlich werden über 40 Millionen Tonnen PVC (Polyvinylchlorid) hergestellt. In reiner Form ist es recht spröde, daher werden häufig Weichmacher zugesetzt, die es flexibler machen. Starre Kunststoffrohre enthalten beispielsweise weitaus weniger Weichmacher als flexibleres PVC, wie es für Kabelummantelungen und Plastikfolien für Lebensmittelverpackungen verwendet wird.
Nun haftet Tinte zwar auf PVC-Molekülen sehr gut, nicht aber auf Weichmachermolekülen. Das Bedrucken von starren Rohren ist also unkompliziert, aber das Bedrucken von Lebensmittelverpackungen und Kabeln - für die mehr Weichmacher erforderlich sind, ist daher eine Herausforderung. Denn hierbei kommt es nicht selten zu einem „Set-off“ Abdruck. Das heißt, die Tinte haftet nicht da wo sie soll und wird leicht auf den Nachbargegenstand übertragen. Ein bekanntes Praxisbeispiel ist ein weiches Kabel, welches aufgerollt wird. Unsere Tintenexperten bei Leibinger haben deshalb smarte Tintenrezepturen entwickelt, die höchst zuverlässig an den Weichmachermolekülen haften und damit das Problem beseitigen.
Die Herstellung umweltfreundlicher Tinte ist zwar schwieriger, aber die Mühe wert
Die Herstellung von Tintenfarben erfolgt nach bekannten und bewährten Verfahren. Doch wie stellt man Tinte her, die umweltfreundlich ist? Um den ökologischen Fußabdruck von Druckfarben zu bewerten, müssen wir uns zunächst deren Hauptbestandteile ansehen.
Da die Tinte im Bereich der Industrie- und Verpackungskennzeichnung sehr schnell trocknen muss, besteht diese in etwa zu 80 % aus Lösungsmitteln. Der Großteil des verbleibenden Anteils besteht aus Bindemitteln und Farbstoffen, die nach dem Verdunsten des Lösungsmittels auch zurückbleiben. Traditionell werden sowohl Lösungsmittel als auch Bindemittel aus Öl hergestellt, was den Spielraum der Tintenhersteller stark einschränkt. Umso mehr freut es uns bei Leibinger, dass wir dank eines intensiven Forschungsprojekts nun eine innovative Tinte produzieren können, die zu 85 % aus biologischen Ausgangsstoffen besteht. Dies reduziert die Auswirkungen auf die globalen Ressourcen drastisch.
Jede perfekte Tintenrezept erfordert eine Prise Salz
Neben dem Lösungsmittel, dem Farbstoff und dem Bindemittel gibt es noch eine weitere geheime Zutat für CIJ-Tinten, die nicht jeder kennt: Salz. Der Grund dafür ist die elektrostatische Aufladung jedes Tintentropfens im CIJ-Verfahren, womit er durch elektrostatische Platten im Druckkopf abgelenkt werden kann, um ein Schriftbild auf dem Substrat zu erzeugen. Deshalb ist die Zugabe von Salz hier unerlässlich, denn diese macht die Tinte elektrisch leitfähig und ermöglicht die Tintentropfen-Ablenkung. Wie alle guten Köche wissen, gehört zu einem perfekten Rezept immer eine Prise Salz – das gilt auch für CIJ-Tinten.
Jeder Brief, den Sie erhalten, enthält UV-Tinte
Maschinelle Lesegeräte - beispielsweise die vielen Millionen Scanner, die in Postsortiersystemen eingesetzt werden - arbeiten mit UV (ultra-violetter) -Tinte effektiver. Der Grund dafür: Diese ist besser lesbar als ein normaler Schwarzweißdruck. Wenn ein Brief in der Sortieranlage ankommt, liest ein OCR-Scanner die enthaltene Adresse und versieht sie mit einem Strichcode in UV-Tinte. Nachfolgende Scanner können diesen Strichcode schnell und präzise lesen, wodurch der Brief die Sortieranlage schneller durchläuft. Wenn Sie sich jemals gefragt haben, warum Ihre Post oft mit einem schwachen orangefarbenen oder rosafarbenen Strichcode versehen ist, kennen Sie jetzt den Grund.
Tinteneigenschaften für spezifische Kundenbedürfnisse
Manchmal sollen aufgedruckte Markierungen dauerhaft sichtbar bleiben. Oft benötigen unsere Kunden jedoch auch Tinten, die bei Bedarf wieder entfernt werden können. Daher stellen wir Tinten mit unterschiedlicher Beständigkeit und Abwaschfähigkeit her.
Betrachten Sie beispielsweise das Verfallsdatum auf einer Glas-Pfandflasche. Bei der Wiederbefüllung muss das alte Verfallsdatum entfernt werden, bevor es durch ein Neues ersetzt wird. Da Trinkflaschen jedoch häufig nass werden – sei es im Eiskübel oder durch Kondenswasser, wenn das Getränk an einem heißen Tag direkt aus dem Kühlschrank genommen wird – muss die Tinte so beständig sein, dass sie nicht allein durch Wasser entfernt werden kann. Erst in der Flaschenwaschanlage soll der Aufdruck durch eine Laugenlösung abgewaschen werden können. PET-Flaschen stellen eine andere Herausforderung dar. Sie werden zwar nicht nachgefüllt, aber das Verfallsdatum muss trotzdem abgewaschen werden, damit die Tinte keinen Grauschleier auf dem Recyclingmaterial hinterlässt.
Einige Kennzeichnungen wiederum sind nur vorübergehend innerhalb der Herstellungskette erforderlich. In der Automobilherstellung werden Aluminiumblech-Coils normalerweise mit einer Chargennummer versehen. Sobald diese Bleche jedoch zu Fahrzeugteilen geformt sind, muss der Code leicht entfernbar sein. Unsere Kunden benötigen je nach Produktanforderungen und Art der Verwendung beim Endverbraucher unterschiedliche Beständigkeitseigenschaften der Aufdrucke. Wir bei Leibinger sehen es als unsere Aufgabe, Tinten zu entwickeln, die all diese Anforderungen erfüllen.
Viele Druckerhersteller können ihre Tinte nicht selbst herstellen
Leibinger ist bekannt als Hersteller von industriellen Kennzeichnungsgeräten und entsprechenden Tinten. Durch die optimale Abstimmung von Tinten und Druckern bieten wir unseren Kunden eine Komplettlösung, die ein präzises, effizientes und nachhaltiges Drucken ermöglicht.
Viele andere Druckerhersteller, die ihre Tinte von Drittanbietern beziehen, können das nicht leisten. Obwohl der Tintenhersteller ein „Analysezertifikat“ zur Verfügung stellt, welches die chemische Zusammensetzung der Tinte bestätigt und sich in der Regel bewährt hat, ist dies nicht dasselbe wie der direkte Test verschiedener Tinten in unterschiedlichen Druckern. Genau das ist es, was Leibinger jeden Tag leistet. Unsere Kunden bestätigen uns täglich im Geschäft, dass dies einen deutlichen Mehrwert für sie darstellt.