PROZESSAUTOMATISIERUNG & DIGITALISIERUNG

 In der Lebensmittel- und Süßwarenindustrie 

Multiprojektmanagement-System

Seit 2009 nutzt der auf die Lebensmittel- und Süßwarenindustrie spezialisierte Schweizer Anlagenbauer Rotzinger das Multiprojektmanagement-System ams.erp. Grund war dessen Zuschnitt auf die Einzelfertigung. Damals war kaum abzusehen, dass der Mittelständler einmal den Kern einer Unternehmensgruppe bilden würde, zu der inzwischen acht Firmen gehören. Die IT-Strategie der Gruppe sieht vor, dass künftig möglichst viele Standorte die durchgängige ERP-Software der ams.Group einsetzen, um systemseitig voneinander profitieren zu können.

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ams.Solution AG

Ausgangspunkt für die Entstehung der Rotzinger-Gruppe ist die im schweizerischen Kaiseraugst beheimatete Rotzinger AG, deren Anteile die Beteiligungsgesellschaft Fourtec im Jahr 2008 mehrheitlich von der Gründerfamilie übernommen hatte. Ziemlich genau ein Jahrzehnt später begann der gezielte, strategische Zukauf mehrerer Unternehmen aus verwandten Branchen, die organisatorisch unter einem Dach gebündelt wurden. Derzeit umfasst die Gruppe mit Autexis, Demaurex, Hansella, MF-Hamburg, Packfeeder, Rotzinger, Rotzinger PharmaPack und Transver acht Firmen aus der Schweiz, Deutschland und Spanien mit jeweils eigenen Produktreihen und zum Teil weit zurückreichender Historie. Das Viersener Unternehmen Hansella beispielsweise wurde 1921 gegründet, die älteste Vorgängerfirma von Rotzinger PharmaPack gar schon 1861. 

Während die Ursprungsfirma nach wie vor auf kundenindividuelle Förder- und Speichersysteme zur Produktflussregelung spezialisiert ist, bietet die Gesamtgruppe mit ihren weltweit inzwischen fast 500 Beschäftigten ein breites Spektrum an Einzelanlagen und schlüsselfertigen Systemen für die Herstellung und Verarbeitung von Süßwaren sowie für die Verpackung von Lebensmitteln, Pharmazeutika, Kosmetika und weiteren Produkten an. Darüber hinaus befinden sich Lösungen für die Digitalisierung und Vernetzung von Produktions- und Verpackungsprozessen im Portfolio, die die Kunden dabei unterstützen, die Stückkosten ihrer jeweiligen Produkte zu senken.

Mit einer sehr ähnlichen Zielsetzung, nämlich der Steigerung der Effizienz im Produktionsprozess, war 2009 erstmalig ein ERP-System bei Rotzinger implementiert worden. Im Vorfeld der Entscheidung zugunsten von ams.erp hatte ein Projektteam mit Key Usern aus allen Abteilungen mehrere Referenzanwender in der Schweiz und in Deutschland besucht, um sich zu vergewissern, dass die Software tatsächlich sämtliche Anforderungen des Sondermaschinen- und Anlagenbaus berücksichtigt – allen voran die konstruktions¬begleitende Fertigung inklusive der Möglichkeit, Prozessschritte auch ohne Artikelbezug ausführen zu können.

Mit einer sehr ähnlichen Zielsetzung, nämlich der Steigerung der Effizienz im Produktionsprozess, war 2009 erstmalig ein ERP-System bei Rotzinger implementiert worden. Im Vorfeld der Entscheidung zugunsten von ams.erp hatte ein Projektteam mit Key Usern aus allen Abteilungen mehrere Referenzanwender in der Schweiz und in Deutschland besucht, um sich zu vergewissern, dass die Software tatsächlich sämtliche Anforderungen des Sondermaschinen- und Anlagenbaus berücksichtigt – allen voran die konstruktions¬begleitende Fertigung inklusive der Möglichkeit, Prozessschritte auch ohne Artikelbezug ausführen zu können. 

Die Software kommt seit ihrer schrittweisen Implementierung in allen Unternehmensbereichen zum Einsatz – von der Angebotserstellung und der Konstruktion über den Einkauf, das Rechnungswesen, die Auftragsabwicklung und den Versand bis hin zum Service¬-Management. Dabei gelang es den Projektverantwortlichen gemeinsam mit den Organisationsberatern der schweizerischen ams.erp Solution, von wenigen Ausnahmen abgesehen, alle Prozesse im Standard abzubilden.

Die durchgängige Software-Nutzung hat in Kaiseraugst bis heute zu deutlich schlankeren Prozessen und erheblichen Transparenzgewinnen geführt, so etwa in der Materialwirtschaft. Auftragsbezogen gibt ams.erp fortwährend Auskunft darüber, welche Teile bereits gefertigt oder geliefert wurden und inwieweit der Projektverlauf mit den ihm zugrundeliegenden Planungen übereinstimmt. 

Dank der Automatisierung und Digitalisierung vieler ehemals papierbasierter Abläufe sanken der Aufwand und die Fehleranfälligkeit ebenso deutlich wie im Gegenzug die Aussagekraft der Projektdaten anstieg. Dadurch steht die Durchführung der zumeist langlaufenden Projekte mit ihrer hohen Kapitalbindung vor allem unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten auf einem soliden Fundament. Etwaige Schieflagen oder Engpässe werden schnell sichtbar, sodass im Bedarfsfall rechtzeitig gegengesteuert werden kann. 

Aufgrund der langjährigen positiven Erfahrungen mit ams.erp in Kaiseraugst haben in der Zwischenzeit auch die Gruppenmitglieder Demaurex mit Sitz in der Westschweiz, MF-Hamburg und die in Viersen ansässige Hansella die Business-Software implementiert. Bei Hansella, einem der traditionsreichsten deutschen Erzeuger von Hart- und Weichbonbons, Kaugummis sowie Riegeln und gleichzeitig einem der weltweit bedeutendsten Hersteller von Maschinen und Anlagen zur Verarbeitung der entsprechenden Massen, laufen mittlerweile sogar die Fäden für die Planung und Umsetzung der ERP-Aktivitäten der gesamten Gruppe zusammen. Nachdem der langjährige IT-Leiter der Rotzinger-Gruppe 2022 aus dem Unternehmen ausgeschieden war, trat Edin Alibasic als Head of IT seine Nachfolge an. Der ausgebildete Wirtschaftsinformatiker hatte bereits einige Großprojekte im ERP- und Datenbankbereich im Konzernumfeld geleitet, bevor er 2007 zum Hansella-Vorgänger Robert Bosch Packaging nach Viersen gekommen war. Dort hatte er als IT-Verantwortlicher nicht nur die Möglichkeit, weitreichende Aufgaben im Controlling und später im weltweiten Service-Geschäft zu übernehmen, sondern verantwortete ab 2021 auch das Projekt „Mergers & Acquisitions“. Die Erfordernis für die Übernahme dieser Aufgabe hatte sich ergeben, nachdem die Viersener Bosch-Tochter 2020 zunächst von Syntegon und ein Jahr später schließlich von der Rotzinger-Gruppe erworben worden war. Seitdem firmiert das Unternehmen wieder unter seinem Gründungsnamen.

ERP-Neuausrichtung bei mehreren Gruppenmitgliedern

Nicht nur die Rückkehr zum Ursprungsnamen hat Hansella mit Demaurex gemeinsam. Auch die Westschweizer gehörten vor dem Kauf durch Rotzinger zum Bosch-Konzern, weswegen beide Unternehmen SAP im Einsatz hatten. Dies hatte im Konzernverbund Sinn ergeben, weniger jedoch für deutlich unabhängig agierende Mitglieder einer mittelständisch geprägten Gruppe im Produktionsumfeld der Losgröße 1+. 

Nach Abschluss der Weiterverkaufs- und Ausgliederungsphase rückte daher das Thema einer IT- und ERP-Migration bei Hansella zunehmend in den Fokus. Edin Alibasic erinnert sich: „Wir hatten aus der Bosch-Historie heraus eine ‚große‘ SAP-Installation im Einsatz und standen auf einmal vor der Herausforderung, die Software als eigenständiges Werk nicht nur selbst betreiben, sondern auch Veränderung und Innovation vorantreiben zu müssen.“ Diese anspruchsvolle Aufgabe hatte zwar über anderthalb Jahre hinweg zufriedenstellend bewältigt werden können, allerdings war der Systembetrieb in Eigenregie „auf Dauer doch verhältnismäßig aufwendig und die Software für unsere Anforderungen nicht passgenau genug“. So formuliert es Fabian Kelleners, der Edin Alibasic bei der Umsetzung der ERP-Strategie maßgeblich unterstützt. Vor diesem Hintergrund entschieden sich alle Verantwortlichen bei Hansella, dem Beispiel des Schwesterunternehmens Demaurex zu folgen und ebenfalls ams.erp einzuführen. 

Verstärkend kam hinzu, dass mit MF-Hamburg ein weiteres Gruppenmitglied bereits dabei war, die Software für die Einzelfertigung zu implementieren. Dies war deshalb von Belang, weil es im Rahmen bestimmter Projektkonstellationen eine enge Zusammenarbeit bei der Konstruktion und Fertigung der Produktions- und Verarbeitungslinien zwischen beiden Firmen gibt. Diese Kooperation mündete 2023 sogar darin, dass MF-Hamburg seine Produktionsstätten im Zuge einer strategischen, gruppeninternen Kompetenzbündelung von Tangstedt an den Niederrhein verlagerte. „Die Implementierung der neuen ERP-Software war im Sinne der Gesamt-IT-Strategie also ein weiterer wichtiger Schritt zur Vereinheitlichung der Arbeitsweisen, die dazu führt, innerhalb der Gruppe bestmöglich miteinander arbeiten zu können“, hält Edin Alibasic fest. Als Beispiel nennt er die in ams.erp beinhaltete Intercompany-Funktionalität, die künftig mandantenübergreifend und unter vollständiger Datensynchronisation dafür sorgt, dass neben MF auch alle anderen Firmeneinheiten auf Hansella als internen Lieferanten zurückgreifen und Bauteile in Viersen bestellen und fertigen lassen können. 

Der Wechsel auf eine ERP-Software mit einem komplett anderen Ansatz als das Vorgängersystem ist immer eine Entscheidung von großer Tragweite. Zumal dann, wenn laut dem IT-Chef ein permanentes Verbesserungswesen im Bosch-Konzern fester Bestandteil der Firmenkultur gewesen war und es infolgedessen viele Automatismen in SAP gegeben hatte. Fakt war jedoch auch, dass in einigen Bereichen Medienbrüche existiert hatten. Zum einen, weil etwa bestimmte Fertigungsauswertungen bewusst in Drittprogrammen erstellt wurden, zum anderen, weil die Mitarbeitenden in einigen Bereichen Excel bevorzugt hatten. 

Im Rahmen der Geschäftsprozessmodellierung (GPM), die bei der ams.Group jeder Implementierung vorangeht, legten die Beteiligten folglich großen Wert darauf, diese Themen zu adressieren und ams.erp als zentrale Datendrehscheibe zu etablieren. „Für die GPM haben wir uns sehr viel Zeit genommen. Dabei haben wir uns bewusst von den ams-Experten leiten lassen, weil sie am besten wissen, wie die Projekte funktionieren“, blickt Edin Alibasic auf diese Vorbereitungsphase zurück. Auf Basis der GPM entstand dann eine Modellstudie, die von den Key Usern aus allen Abteilungen abgenommen werden musste. Auf diesem Wege wollten sich die Verantwortlichen verbindlich rückversichern, dass die künftigen Prozesse den tatsächlichen Anforderungen entsprechen.

Für Edin Alibasic bietet das neue System diverse Erleichterungen und Standard-Funktionalitäten, die er sich schon länger gewünscht hatte. Dazu zählt unter anderem die Bedienoberfläche, die sich entsprechend der jeweiligen persönlichen Tätigkeitsprofile individuell zusammenstellen lässt. Dadurch liefert sie alle relevanten Informationen auf einen Blick. Insbesondere das einfache Einrichten von Filtern und das intuitive Info-Management mit wenigen Mausklicks hebt er hervor, verweist zugleich aber darauf, dass die Umstellung den Mitarbeitenden anfangs nicht ganz leichtgefallen sei. 

Fabian Kelleners bestätigt, dass einige langjährige Beschäftigte infolge des zuvor grundlegend anderen Ansatzes bei der Informationsgewinnung und -darstellung immer noch Unterstützung benötigten. Er fügt allerdings gleich hinzu, dass mittlerweile vor allem die jüngeren Mitarbeitenden die Vorteile der neuen Philosophie zu schätzen wüssten: „Speziell über die individuell anpassbaren Arbeitsbereiche und die in Abhängigkeiten zueinanderstehenden Fenster lassen sich viele Informationen direkt erfassen. Benötigte Spalten sind frei generierbar und auch Auswertungen lassen sich relativ zügig über Reports und Dashboards selbst definieren“, berichtet der ERP-Experte. Oft werde dieser Mehrwert zunächst nicht erkannt, weil schlichtweg die Vorstellungskraft fehle, sich jederzeit selbst informieren zu können. „Bereiche wie der Einkauf waren zu Bosch-Zeiten eher abgegrenzt. ams.erp hingegen ist sehr offen, sodass man vom Einkauf über den Bezug zu einer Stückliste direkt auf die entsprechende Stückliste zugreifen und dort alle Informationen einsehen kann.“

System-Offenheit als Pluspunkt

Als großen Pluspunkt führt auch der Head of IT, Edin Alibasic, die Offenheit des Systems an. Damit meint er einerseits die Möglichkeit der schnellen Anbindung von Drittsystemen und anderseits die administrationsfreundliche Datenbank, deren Aufbau und Logiken im Gegensatz zu SAP und anderen Systemen schnell verständlich seien. Dieser Aspekt habe sich insbesondere bei der Datenmigration des Artikelstamms mit 500.000 Artikeln und der ebenso vielen Stammstücklisten als sehr hilfreich erwiesen. Das intern vorhandene SQL-Wissen sei gewinnbringend mit dem der ams-Spezialisten zusammengebracht worden, sodass nicht nur die Datenübernahme erfolgreich gestaltet, sondern auch das Thema der Formulargestaltung frühzeitig angegangen werden konnte. 

Bereits in den ersten und zweiten Iterationstests sollte ein klares Bild hinsichtlich der Formulare entstehen, um aufwendige Nachtests zu vermeiden. Dadurch, dass sich der zuständige ams-Spezialist aufgrund seiner Erfahrung und seines Know-hows sehr gut in die Situation bei dem Mittelständler habe hineinversetzen können und eigenständig Vorschläge eingebracht habe, habe er Dimensionen eröffnet, auf die die Hansella-Vertreter selbst wohl nicht gekommen wären. „Das war deshalb bemerkenswert, weil wir nicht nur ein Konzept zum Abarbeiten vorgelegt bekamen, sondern weil jederzeit unsere individuelle Situation vorausblickend betrachtet wurde“, gibt sich Edin Alibasic nachhaltig beeindruckt. 

Die Fachkompetenz der ams-Berater zeigte sich auch bei der Erstellung leistungsfähiger Schnittstellen sowohl für eine externe Zeiterfassungs- als auch für eine CPQ-Software (Configure, Price, Quote), die bereits vor ams.erp eingeführt worden war. Mit ihr ist der Vertrieb in der Lage, ansprechende standardisierte Angebote zu erstellen. In der Folge werden sämtliche Änderungsversionen im Angebot über eine Schnittstelle ins ERP-System übertragen, wo über die dortigen Standardfunktionalitäten neben dem Vertriebstrichter auch die Erfolgsquote eingesehen werden können.  

Das Beispiel der Konfigurator-Software verdeutlicht, dass trotz der insgesamt neujustierten Prozesse an bestimmten Stellen nicht auf Bewährtes aus der Zeit der Konzernzugehörigkeit verzichtet werden sollte. So verhielt es sich auch im Lager- und Logistikbereich, der bei Bosch hochgradig automatisiert war. Es existierte in SAP schon länger eine Schnittstelle zu Kardex, die eine automatische Lagerplatzverwaltung ermöglichte. Die besondere Anforderung bei der ERP-Neuimplementierung bestand nun darin, diese Automatisierung ebenfalls zu gewährleisten. Und zwar derart, dass zusätzlich zu den Hochregalliften auch die Palettenregale über das Kardex-System mitverwaltet werden sollten. Dieses Vorhaben konnte realisiert werden. Als Resultat müssen die Mitarbeitenden keine passenden Lagerplätze mehr suchen, sondern bekommen vom System automatisch den jeweils geeignetsten Ort für das einzulagernde Material angezeigt. Beim Auslagern wiederum zeigt das System nicht nur an, welche Artikel in welcher Menge gebraucht werden, sondern gibt auch die optimierte Route zu den benötigten Materialien vor, um unnötige Wege in den weitläufigen Hallen zu vermeiden. Dabei folgt das System immer dem Prinzip des „First in/First out“, nach dem die Produkte, die zuerst eingelagert wurden, auch zuerst ausgelagert werden.

Auch eine automatische Streckenbuchung wurde integriert. Dies bedeutet, dass sich Bedarfe auswählen lassen, die gleichzeitig bedient werden sollen, wobei im Hintergrund der Wareneingang und die Entnahme auf die entsprechende Stückliste erfolgen. „Wir haben diesen Vorgang so weit automatisiert, dass wir einen Dienst kreiert haben, der alle im System hinterlegten Auslagerungsanforderungen zusammenfasst“, berichtet Fabian Kelleners, der seitens Hansella für die Erstellung der Kardex-Schnittstelle zuständig war. Über den erwähnten Dienst ist exakt nachvollziehbar, für welchen Auftrag oder welche Stückliste welches Material in welcher Menge benötigt wird. Es besteht zudem die Möglichkeit, das entsprechende Material termingesteuert auszulagern. Automatisierte Fehlteillisten informieren über etwaiges Mindermaterial. Sobald die Ware für eine bereits gestartete Baugruppe mit Mindermaterial eingeht, wird dieser Minderbedarf automatisch bedient.

Eine über eine Drittsoftware integrierte Stichprobeninventur erleichtert die Bestandserfassung der allein im Kardex-System eingelagerten 17.000 Materialien, während die Abwicklung der monatlich circa 1.500 Lagerbewegungen, die über die sechs Pater-Noster-Lifte laufen, dank der sogenannten Color-Pick-Funktionalität beschleunigt wird. Jedem Auftrag wird automatisch eine Farbe zugewiesen, die an jedem Lift über einen Touch Screen entsprechend angezeigt wird. Dadurch erkennen die Mitarbeitenden sofort, wo sie welches Teil entnehmen müssen. Diese besondere Art der Automatisierung hat sogar schon das Interesse eines global agierenden Logistikkonzerns auf sich gezogen, das prüft, seine Lagerprozesse in ähnlicher Form zu ergänzen.   

Bei Hansella und auch im Kontext der gesamten Rotzinger-Gruppe hat es einige Anpassungen an ams.erp gegeben. In diesem Rahmen tritt nun der gewünschte Effekt ein, von den Erfahrungen der Schwesterunternehmen profitieren zu können. Nachdem es anfänglich aufgrund der im Vergleich zu SAP völlig konträren Darstellung der Auftrags- und der Stammstücklisten einige programmiertechnische Herausforderungen zu bewältigen gab, steht als nächstes die Implementierung des PDM-Systems E-PDM von SolidWorks an, das bereits in Demaurex und in Waiblingen erfolgreich zum Einsatz kommt. Edin Alibasic lobt auch an dieser Stelle die Offenheit von ams.erp bezüglich der Integration von Drittsystemen und gesteht ein, dass bei einer früheren Einführung des PDM-Systems eine zwischenzeitlich erfolgte Anpassung hinsichtlich der Stücklisten nicht notwendig gewesen wäre.

 

Automatisierte Erstellung zusammenhängender Dokumente und Zertifikate

Eine Funktionalität, die von Beginn an für eine immense Zeitersparnis gegenüber zuvor sorgt, bietet das ams.Compendium, das die automatisierte Erstellung sowie den Versand zusammenhängender PDF- oder Word-Dokumente ermöglicht. Die umfangreichen Daten, Dokumentationen, Prüfzeugnisse und Bilder, die sich bei den Viersenern im Zuge ihrer langlaufenden Projekte ergeben, mussten früher aufwendig zusammengesucht werden, bevor sie an ein externes Redaktions-Tool zur Verarbeitung übergeben werden konnten. Heute ist der Prozess um ein Vielfaches einfacher, was Hansella speziell vor dem Hintergrund des Nachweises der Rückverfolgbarkeit und anderer im Lebensmittelbereich erforderlicher Zertifikate zugutekommt.

Zu jedem beliebigen Auftrag kann ein Compendium in verschiedenen Ausführungen erstellt werden: „Bei einem sogenannten 3.1-Auftrag beispielweise möchte der Kunde natürlich die entsprechenden Zertifikate hinsichtlich der Zusammensetzung der Materialien sehen. Zudem muss das Werkstoffprüfzeugnis eine gewisse Güte aufweisen“, sagt Fabian Kelleners. „Dazu leiten wir uns über das Compendium die gesamte Stücklistenstruktur heraus, wobei über Kennzeichnungen lediglich die 3.1-Teile angezeigt werden können. Im Compendium hängen wir dann alle Zertifikate an die jeweiligen Chargen an“, fährt der ERP-Experte fort. Damit sei der Arbeitsaufwand für das Durchkämmen der gesamten Stücklistenstruktur nach produktberührenden Teilen etwa, der ehemals mehrere Wochen dauern konnte, auf einen Bruchteil reduziert worden.

Rückblickend zeigt sich Edin Alibasic zufrieden mit dem Erreichten. Es sieht es als Element einer funktionierenden Partnerschaft an, aufeinander zuzugehen und gegenseitiges Verständnis für die jeweilige Sichtweise zu entwickeln: „Es war – wie immer – ein Geben und Nehmen. Wir mussten verstehen, wie ams.erp funktioniert und haben uns angepasst. Umgekehrt haben sich die Berater auch in unsere Richtung bewegt“, erinnert er sich. An bestimmten neuralgischen Punkten sei dies allerdings nicht passiert und die Consultants seien standhaft geblieben. Dafür hat der IT-Chef im Nachhinein volles Verständnis, denn wenn zu viel Energie in die Nachbildung der ehemaligen Prozesse geflossen wäre, wären nicht nur zusätzliche Kosten entstanden, sondern die neue Software wäre auch einiger ihrer grundlegenden Stärken beraubt worden.

In diesem Zusammenhang liefert Edin Alibasic ein konkretes Beispiel: Recht bald, nachdem die Prozesse im Anschluss an die anfängliche Findungsphase reibungslos liefen, sei aus dem Service die Rückmeldung gekommen, von der Ersatzteilbestellung bis zur -auslieferung deutlich schneller zu sein als zuvor. Der Grund dafür liegt in nach Aussage des IT-Verantwortlichen in den viel schlankeren Abläufen und den erheblichen reduzierten Schritten, die notwendig sind, um einen Ersatzteilauftrag komplett auszuliefern. Dabei spiele auch die Schnittstelle zu der Zollsoftware des ams-Partners Format eine Rolle: „Wir übergeben die Daten an Format, woraufhin sofort ein Frachtbrief generiert wird. Zusätzlich wird über das Compendium der Lieferschein mit allen benötigen Dokumenten erstellt.“ Die Zollanmeldung wird ebenfalls automatisch zur weiteren Bearbeitung an die zuständige Person weitergegeben. Dadurch seien viele neue Automatismen in diese wiederkehrenden Prozesse integriert worden, die es erlaubten, die Anlagenbetreiber serviceseitig schneller bedienen können. Für den IT-Chef ist ein guter und handlungsfähiger Service von extremer Wichtigkeit, da Maschinenstillstände schnell hohen finanziellen Schaden verursachen könnten.

Als Fazit zieht Edin Alibasic, dass es dank ams.erp gelungen sei, viele ehemals manuellen Prozesse zu ersetzen und die Transparenz unternehmensweit deutlich zu erhöhen. Infolgedessen gelang es, komplette Maschinenlinien schneller fertigzustellen und gezielter zu produzieren – unter anderem deshalb, weil Maschinenteile und Baugruppen parallel zueinander aufgebaut werden können. „Dies bedeutet, dass wir nicht mehr wie bisher immer nur schrittweise von vorn nach hinten produzieren müssen, sondern dass wir mit den ersten drei Montageschritten gleichzeitig starten können. Dadurch erhöht sich der Durchsatz.“

Ebenso trägt die Strategie der IT-Vereinheitlichung der Standorte erste Früchte. Als in einem neu bezogenen Gebäude in Demaurex Kardex-Lifte installiert wurden, entschieden die Westschweizer Verantwortlichen sehr schnell, sich den bei Hansella bereits existierenden hohen Automatisierungsgrad zunutze zu machen und die etablierten Standards übernehmen. Aufgrund der Modularität der Schnittstelle war ihre Implementierung unkompliziert.

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