MESSTECHNIK




 Vom Glasthermometer zum Global Player 

75 Jahre Jumo 

Das „Wir-Gefühl“ war bei Jumo über alle Abteilungen und Produktionsbereiche sowie ausländischen Standorte hinweg zu spüren – eine große Familie, die gemeinsam die 75-jährige Geschichte erfolgreich weiterschreibt. Die Atmosphäre im „Esperanto“ in Fulda war von Beginn an mit Energie erfüllt, als die Jumo-Familie zusammenkam, um das Unternehmensjubiläum als besonderen Meilenstein zu feiern. Das Fest unterstrich einmal mehr die tiefe Verbundenheit des Fuldaer Traditionsunternehmens zu seinen Mitarbeiter:innen.

„Jeder Einzelne von Euch leistet einen wertvollen Beitrag zum Erfolg von Jumo. Eure Leidenschaft, Euer Engagement und Eure Professionalität sind die Garanten unserer zukünftigen Unternehmenskapitel“, sagte Geschäftsführer Dimitrios Charisiadis. „Man fühlt hier oben auf der Bühne den Jumo-Spirit, der uns all die Jahrzehnte positiv vorangetrieben hat“, betonte Geschäftsführer Dr. Steffen Hoßfeld

Zahlreiche Exponate – von der Brauanlage bis hin zum Wasserbrunnen – waren getreu der Unternehmensvision „Jumo macht‘s“ und dem Jubiläumsmotto „Menschen und Technik in Bewegung“ zu bestaunen. Die Band heizte mit ihrem eigens komponierten Ohrwurm „Jumo macht‘s“ allen Gästen mächtig ein. Einen Monat zuvor fand eine Gala in Fulda mit vielen langjährigen Partner:innen und Kund:innen statt. Es gab langanhaltenden Applaus für Gesellschafter Bernhard Juchheim. 

„Die große JUMO-Familie feiert – und hat allen Grund dazu. Das Jubiläum bot bislang vielfältige Möglichkeiten für Begegnungen, Erinnerungen, Austausch und Kennenlernen. Ich freue mich auf die weiteren Veranstaltungen in diesem Jahr“, zieht Gesellschafter Bernhard Juchheim ein erstes Fazit nach einem halben Jahr. „Die Wachstumsperspektiven sind in Deutschland und international sehr gut. Um die Auftragslage bewältigen zu können, expandieren wir vor den Toren Fuldas im Technologiepark Fulda-West“, sagt Geschäftsführer Dimitrios Charisiadis. 

Das neue Werk ist das größte Infrastrukturvorhaben in der Unternehmens-Historie. Nach dem jetzigen Planungsstand liegt das Investitionsvolumen bei rund 48 Millionen Euro. Die Baufertigstellung ist für Dezember 2024 geplant, der Hochlauf im ersten Quartal 2025. Jumo hatte Ende 2013 das rund 100 000 Quadratmeter große Grundstück erworben. Anfang 2023 begannen die ersten Vermessungs- und Aushubarbeiten. Das Bauvorhaben sichert Arbeitsplätze in der Region und die langfristige Zukunftsfähigkeit der Unternehmensgruppe.

„In der neuen Fertigungsstätte werden neben der Temperatursensorproduktion auch der komplette Produktionsbereich für Druckmesstechnik und die dazugehörige Logistik untergebracht werden“, erklärt Geschäftsführer Dr. Steffen Hoßfeld.

Mittlerweile hat sich der frühere Glasthermometer-Hersteller zum Global Player weiterentwickelt, der den Anwendern einen echten Mehrwert bietet: Kunden können ihre Daten aus dem Sensor direkt in die Cloud überspielen. „Der Kunde und seine konkreten Anforderungen bleiben auch in Zukunft die entscheidenden Stellgrößen für unser Wachstum. Wir werden in den nächsten Jahren unsere Palette an maßgeschneiderten Kundenlösungen deutlich erweitern“, betont Charisiadis.

Das Unternehmen will einerseits mit dem Markt wachsen, darüber hinaus in einzelnen Branchen und Ländern überdurchschnittlich zulegen. „In Indien läuft es gut für uns, ob Versorgung mit sauberem Trinkwasser oder effiziente, nachhaltige Produkte in Maschinen und Anlagen. Das Land bietet auf Jahre sehr gute Perspektiven. Auch dort setzen wir mit der indischen Geschäftsführung konkrete Kundenprojekte als Partner um“, ergänzt Hoßfeld.

Moritz Kurt Juchheim gründet 1948 in Fulda unter dem Namen M. K. Juchheim JUMO und beginnt mit 6 Mitarbeitern auf einer Produktionsfläche von 350 Quadratmetern mit der Herstellung von Glas- und Glaskontaktthermometern. Er wurde am 4. Juli 1910 in Ilmenau, Thüringen geboren, wo sein Vater bereits Thermometer herstellte. Moritz Kurt Juchheim setzt von Anfang an auf qualitativ besonders hochwertige Instrumente und einen bestmöglichen Kundenservice. Der Name JUMO leitet sich aus den Initialen des Firmengründers ab. 

Noch vor der Gründung zweier deutschen Staaten entsteht die Thermometerfabrik M. K. Juchheim in Fulda und stellt bereits auf der Hannover Messe 1949 aus. Konrad Adenauer wird Bundeskanzler und in den Wirtschaftswunderjahren floriert auch das Fuldaer Unternehmen. Es wächst bis 1952 von 6 auf 100 Mitarbeiter an und bis 1970 verzehnfacht sich diese Zahl sogar. Auch die Produktionsfläche ist von 350 auf 12 000 Quadratmeter angewachsen

1966 startet die Fertigung von Platin-Glas-Sensoren, auch Mess- und Regelgeräte auf elektronischer Basis kommen ins Programm. Während die Welt die Trennung der Beatles bedauert, gründet Moritz Juchheim 1971 die erste Tochtergesellschaft in Belgien, mit der die Internationalisierung beginnt. Es geht auch technisch voran: 1978 setzt JUMO als erstes Unternehmen Prozessoren in der Regeltechnik ein.

Neue Entwicklungen bis hin zum Roboter

Während Erno Rubiks „Zauberwürfel“ zum Kult wird, entwickelt JUMO seinen Dienstleistungsbereich weiter und bietet diese für Metallverarbeitung und elektronische Baugruppen erstmals auch für externe Kunden an. Auch der Bereich Flüssigkeitsanalyse wird erweitert.

Und als Deutschland das 17-jährige Tennistalent Boris Becker bejubelt, verstirbt 1985 Peter Juchheim, ältester Sohn von Firmengründer Moritz und seit 1965 neben ihm Geschäftsführer. Sein jüngerer Bruder Dipl.-Ing. Bernhard Juchheim tritt an seine Stelle und wird Geschäftsführer. Im Jahr des Mauerfalls 1989 gelingt auch JUMO ein Durchbruch: Erstmalig werden Roboter in der Temperaturfühlung eingesetzt.

 

Wachstum dank High-Tech

Die Bundesregierung zieht von Bonn in die alte und zugleich neue Hauptstadt Berlin und die Entwicklungsabteilung von JUMO in einen Neubau um. Diese bringt im Laufe der Jahre High-Tech-Geräte, Prozessregelsysteme, Smart-Transmitter, Bus-Technologie und modernste Visualisierungssoftware hervor. So kommt 1997 das Automatisierungssystem JUMO mTRON auf den Markt.

Nach der Gründung des JUMO-Schulungszentrums 1995 muss die Familie Juchheim einen weiteren Verlust hinnehmen: 1996 verstirbt Firmengründer Moritz Kurt Juchheim.

Automatisierungssysteme, neue Zielgruppen und neue Märkte

Das neue Millenium beginnt nicht mit einem Crash, sondern für JUMO mit einem Rekord: Das Unternehmen erzielt erstmals einen Umsatz über 100 Mio. Euro. Als die europäische Währung 2002 auch als Bargeld eingeführt wird, weiht JUMO das neue Vertriebs- und Fertigungsgebäudes der Produktlinie Temperatursensortechnik mit einer Gesamtfläche von 4680 qm im Industriegebiet Eisweiher ein. 

2003 wird der Markenname JUMO zum Firmennamen und Dipl.-Kfm. Michael Juchheim Geschäftsführer an der Seite seines Vaters Bernhard. JUMO wächst auf den asiatischen und osteuropäischen Märkten und kann mit kompletten Automatisierungssystemen neue Zielgruppen erschließen.

Kunststoff, Wachstum und neue Strukturen

JUMO wächst konstant und beschäftigt nun mehr über 2500 Mitarbeiter weltweit. Die Zertifizierung des DKD-Labors durch die Deutsche Akkreditierungsstelle GmbH (DAkkS) eröffnet das Angebot neuer Dienstleistungen. Das neue Wareneingangs-Logistikzentrum wird 2012 eröffnet.  2016 tätigt JUMO seinen bisher einzigen Zukauf und übernimmt die PGT Thermprozesstechnik GmbH. Das Unternehmen ist auf die Produktion von innovativen Kunststoff-Temperaturfühlern spezialisiert und ein langjähriger Systempartner von JUMO. Für das überdurchschnittliche Wachstum und als vorbildlicher Arbeitgeber wird JUMO mehrfach ausgezeichnet.

2020 wird Dimitrios Charisiadis als dritter Geschäftsführer bestellt. Er ist als Chief Excecutive Officer (CEO) für die Bereiche „Vertrieb, Entwicklung und Produktion“ zuständig. Bernhard Juchheim verantwortet den Bereich „Personal“, Michael Juchheim die Bereiche „IT und Finanzen“. Ab 2022 fokussieren sich Bernhard Juchheim und Michael Juchheim auf ihre Gesellschafterrolle im Familienunternehmen und ziehen sich aus der operativen Geschäftsführung zurück. Zusätzlich zu Dimitrios Charisiadis wird Dr. Steffen Hoßfeld zum neuen Geschäftsführer (Chief Operation Officer) ernannt, zuständig für „Personal, IT und Finanzen“.

Heute, 75 Jahre später, sind neben einer gut gefüllten Order-Pipeline mit innovativen Produkten und Lösungen sowie dem damit zusammenhängenden Werksneubau in Rodges die Fachkräftegewinnung und Nachhaltigkeit zwei weitere Schwerpunkthemen, die die JUMO-Geschäftsführer zusammen mit der Familie Juchheim vorantreiben. Immer den Blick auf die Zukunft und die langfristige Unabhängigkeit als Familienunternehmen gerichtet.

„Das wertschätzende, partnerschaftliche Miteinander bei JUMO ist in der Region Fulda bekannt. JUMO ist eine Top-Arbeitgebermarke mit Strahlkraft. Unser Recruitung hier im Landkreis und der Stadt Fulda war jahrelang ein Selbstläufer“, sagt Dr. Steffen Hoßfeld. Doch die Zeiten haben sich geändert, und auch JUMO spürt den Fachkräftemangel und die nachrückenden, geburtenschwachen Jahrgänge. „Hier steuern wir mit gezielten HR-Kampagnen und Marketingaktivitäten gegen“, so Hoßfeld. „Die Personalgewinnung wird auch die nächsten Jahre herausfordernd bleiben. Wir brauchen gute Leute, um wichtige Technologie-Projekte zu realisieren und den Umsatz zu pushen.“

Gerade mit Blick auf junge Erwachsene, dem „Nachwuchs“, wurden zahlreiche Prozesse im Personalbereich zuletzt erfolgreich implementiert. Potenziellen Nachwuchskräften begegnet JUMO auf Augenhöhe mit einer zielgruppengerechten Kommunikation. Eine ansprechende Karriereseite mit einem schlanken Bewerbungsprozess spricht die Jugendlichen an, die zu JUMO passen könnten. Das heißt: Einfache Bewerbung über ein Online-Formular, eine fixe Rückmeldung und dann ein persönliches Vorstellungsgespräch vor Ort. „Bereits hier zeigen wir den jungen Leuten Entwicklungsmöglichkeiten auf. Und wir vermitteln den Bewerberinnen und Bewerbern, dass sie DIE wahren Helden in ihrem Beruf sind“, sagt Charisiadis. 

Auch die unternehmensspezifischen Benefits kommen bei den Jugendlichen an. JUMO bietet beispielsweise einen Pkw, das Azubi-Mobil, zur eigenen Nutzung an. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit für eine gewisse Zeit bei einer JUMO-Tochtergesellschaft im Ausland zu arbeiten. „Ebenfalls gefragt sind unsere Azubi-Fit Kurse rund um die Themen Fitness, Ernährung oder Stressbewältigung“, unterstreicht Hoßfeld. Alle diese Maßnahmen wirken, denn die Arbeitgebermarke JUMO hat einen hohen Stellenwert in der Region Fulda. Zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kommen aus gänzlich anderen Berufen, schulen bei JUMO um – und fühlen sich wohl in der JUMO-Familie. 

Kein Unternehmen kann es sich in der gegenwärtigen Situation leisten, Energie zu verschwenden und gleichzeitig Raubbau am Planeten Erde zu betreiben. JUMO hat in den letzten Monaten mehrere Innovationen vorgestellt, die die Welt ein wenig besser machen. Unter dem Namen JSP (JUMO Safety Performance) bündelt JUMO die Kompetenzen des Unternehmens in den Bereichen SIL (Safety Integrity Level) und PL (Performance Level). 

Nun wurde das JSP-Portfolio um eine weitere wichtige Messgröße erweitert, mit der die sichere Detektion und Messung von prozesskritischen Grenzständen und Füllständen von Flüssigkeiten ermöglicht wird. Dabei handelt es sich um eine Systemlösung, die auf den Produkten der JUMO NESOS-Serie basiert und in verschiedenen Ausbaustufen lieferbar ist. Die JSP-Komplettlösung im Bereich „Füllstand“ kann darüber hinaus vom Sensor bis zum Aktor Leitungsfehler wie Kurzschluss und Kabelbruch, sicher detektieren. Auch in Kombination mit Anwendungen im explosionsgeschützten Bereich sowie im Schiffbau sind Lösungen realisierbar. So sind beispielsweise Anwendungen im Bereich von Flüssiggas und Wasserstoff, in Dampfkesseln, Bioreaktoren oder Lösungsmittelreinigungsanlagen möglich.  

Eine präzise Feucht- und Temperaturüberwachung ist die Grundvoraussetzung zur genauen Steuerung der Raum- und Prozessluft. So können Anwender aus dem HKL-Bereich (Heizung, Klima, Lüftung) Kosten senken und den Instandhaltungsaufwand minimieren. Geräte der JUMO hydoTRANS-Serie sind zuverlässige Feuchte- und Temperaturmessumformer mit einem optionalen C02-Modul. Durch die verschiedenen Ausführungen mit Schutzarten zwischen IP20 und IP65 ist das Gerät für vielfältige Einsatzgebiete in der Gebäudeautomation geeignet. „Mit all diesen JUMO-Lösungen können Unternehmen den eigenen C02-Fußabdruck reduzieren“, sagt Charisiadis. 

„Ich blicke zufrieden auf mein Lebenswerk zurück, gleichzeitig sehr optimistisch in die Zukunft. Die nächsten 75 Jahren können kommen“, freut sich Bernhard Juchheim.