PHARMA

 




 TOP-THEMA 

Kundenspezifische Lösung für Kollagenase

Automatisierte Filtration und Konzentration 

Wenn einer der führenden globalen Kollagenasehersteller eine Anlage im Herzen seiner Produktion komplett erneuern und optimieren möchte, braucht es nicht nur fachliche Expertise und Engineering-Kompetenz. Auch die Zusammenarbeit im Projektteam will wohlorganisiert sein. Wie gut man damit auch plötzliche Herausforderungen meistert, haben Nordmark und Pharmatec, ein Tochterunternehmen von Syntegon, beim Bau einer neuen Anlage zur Filtration und Konzentrierung von Kollagenase unter Beweis gestellt.

Mit knapp 650 Mitarbeiter:innen zählt Nordmark Pharma mit Sitz in Uetersen nicht zu den größten Pharmaunternehmen der Welt. Dennoch hat das inhabergeführte, vollintegrierte Mittelstandsunternehmen bei der Entwicklung und Produktion biopharmazeutischer Wirkstoffe und Arzneimittel eine wichtige Position. In der Herstellung von Kollagenase sowie als Anbieter von Kollagenase zur Gewebedissoziation und Zellisolierung ist Nordmark auf dem globalen Markt fest verankert. Kollagenase wird zur enzymatischen Wundreinigung und in der Forschung zur Isolation von Zellen und Gewebe eingesetzt. Nordmark produziert sowohl kollagenasehaltige sterile Salben zur Wundbehandlung bei Brandopfern als auch hoch aufgereinigte Kollagenase in unterschiedlichen Reinheitsgraden zur Verwendung in Forschungs- und Klinikeinrichtungen.

2019 traf Nordmark die Entscheidung, die Anlage zur Filtration und Konzentrierung ebenjener Kollagenase durch eine modernere zu ersetzen. Für das Design und den Bau der hochspezialisierten Anlage wird ein Partner benötigt, der über fundiertes Fachwissen verfügt und in der Lage ist, eine für Nordmark maßgeschneiderte Lösung für den Einsatz im GMP-Bereich zu entwickeln und umzusetzen. Pharmatec, ein Tochterunternehmen von Syntegon, war bei Nordmark schon damals keine Unbekannte. „Direkt im Nebenraum der Filtrationsanlage stehen zwei Anlagen von Pharmatec – mit denen wir sehr zufrieden sind“, so Steffen Lehmann, Teamleiter Engineering API Production bei Nordmark. „Der Entschluss zur erneuten Zusammenarbeit war für uns also naheliegend.“

Rundum erneuert

Das bestehende Produktionsequipment zur Kollagenasefiltration und -konzentrierung war vor allem mit Blick auf die Anlagenverfügbarkeit und Sicherstellung der Produktionsversorgung in die Jahre gekommen, die Erfüllung aktueller Hygiene- und Sicherheitsstandards kompliziert und aufwändig. Auch die Automatisierung von Produktionsvorgängen war nur eingeschränkt möglich. Für Syntegon galt es, diese Aspekte beim Design und Bau der Anlage zu optimieren. Gleichzeitig sollten das grundsätzliche Herstellungsverfahren und die Funktionsweise erhalten bleiben. „Wir wollten nicht das Gleiche mit dem Gleichen ersetzen. Die gesamte Anlage musste gemeinsam an den aktuellen Stand von Wissenschaft und Technik angepasst werden“, so Lehmann. 

Die in einem vorgelagerten Schritt durch Fermentation gewonnene Kollagenase wird der Anlage zugeleitet. Diese reinigt und konzentriert das Enzym in zwei Behältern mittels einem Filtrationsschritt. Alle Bauteile sind schnell und mit wenig Werkzeug zugänglich, sodass sich Wartungsarbeiten mit minimalem Aufwand durchführen lassen. Die Anlage bietet viele Möglichkeiten zur individuellen Automatisierung von Prozessen. Automatisch läuft zum Beispiel auch die Reinigung: Dank eines integrierten CIP-Konzeptes ist die Einhaltung aktueller Hygienestandards ein fester Bestandteil des Produktionsablaufs. Außerdem sorgt das Anlagensystem mit leistungsstärkerer, vereinheitlichter Messtechnik nicht nur für eine schnell erlernbare Bedienung, sondern liefert gleichzeitig auch sofort nutzbare Daten über die Produktion und den Anlagenstatus. Zur Auswertung dieser Prozess- und Anlagendaten und zur leichteren Überwachung der Anlage wurde sie an das Prozessleitsystem angeschlossen, das Nordmark ebenfalls erneuert hat.

Unterstützung von Anfang an

Die Zusammenarbeit zwischen Pharmatec und Nordmark begann mit einer Besonderheit: Da die bestehende Filtrationsanlage im Zuge des Austauschs auch stark optimiert werden sollte, fiel das Lastenheft ungewöhnlich umfangreich aus. Die neue Anlage sollte den bestehenden Prozess beibehalten, zu dem jedoch keine aktuelle Dokumentation vorlag. „Die daraus resultierende Komplexität bewog uns dazu, uns frühzeitig die Unterstützung erfahrener Expert:innen ins Boot zu holen“, sagt Steffen Lehmann. Pharmatec beriet deswegen bereits in einer vorgezogenen Planungsphase. Die Ingenieur:innen analysierten die Anforderungen und erstellten auf Basis dieser Erkenntnisse einen umfassenden Projektplan.

„Dank der Expertise und langjährigen Erfahrung der Spezialist:innen von Syntegon konnten wir uns bereits im Vorfeld des Projekts eine akkurate Vorstellung von Zeitaufwand und Kosten machen“, so Steffen Lehmann. Mit der Wahl von Syntegon als Projektpartner zielte Nordmark aber nicht nur auf Hilfe in der damaligen Planungsphase ab. Das Unternehmen stellte sich damit auch für alle etwaigen Umbauten in der Zukunft sicher auf. Bei dem norddeutschen Pharmahersteller weiß man aus Erfahrung: „Von Pharmatec erhalten wir nicht nur eine passende Anlage, sondern auch die passende Anlagen- Qualifizierungsdokumentation.“

Engineering-to-Order trotz Engpässen

Nach erfolgreicher Planung folgte die Designphase. Der Prozess, den die Filtrations- und Konzentrierungsanlage für Kollagenase erfüllt, ist hochspezialisiert und erforderte einen individuellen, für Nordmark maßgeschneiderten Entwurf. „De facto existierte auf dem Markt kein fertiges Anlagendesign, das die Anforderungen in unserem Anwendungsfall erfüllt hätte“, erinnert sich Lehmann. Genau definiert war auch der zur Verfügung stehende Platz. Die Maße der vorherigen Anlage durften nicht überschritten werden, um bauliche Veränderungen und einen langwierigen Produktionsstopp zu vermeiden. 

Ganz ließ sich eine Unterbrechung des Routinebetriebs natürlich nicht vermeiden. Ein genau terminierter und zeitlich eng begrenzter Schritt im Projektplan – der sich 2022 aufgrund globaler Engpässe in den Lieferketten plötzlich zu verzögern drohte. Ein Zulieferer konnte Bauteile für wichtige Steuerungselemente nicht in der vereinbarten Zeit zur Verfügung stellen. Einmal mehr bestätigte sich für Nordmark, mit Syntegon den richtigen Projektpartner gewählt zu haben: Das Projektteam erstellte sofort einen umfassenden Maßnahmenplan und trat bei den Zulieferern in Aktion. Dieser lösungsorientierte Ansatz zahlte sich aus. „Nach dem ersten Schock und einer einmaligen Anpassung des Zeitplans gab es keine weiteren Verzögerungen“, so Lehmann.

Qualifizierung

Die Kombination aus detaillierter Planung, gutem Projektmanagement, fundiertem Fachwissen und flexibler Reaktion auf Störungen brachte das Projekt zu einem für beide Partner erfolgreichen Abschluss. Die Qualifizierung der Anlage – bei einer so komplexen Technologie meist ein langwieriger Prozess – konnte deutlich schneller abgeschlossen werden als erwartet. Anschließend folgte eine ebenfalls kurze Optimierungsphase, in der vor allem die Automatisierungsprozesse der Anlage individuell auf den Kundenbedarf eingestellt wurden. Steffen Lehmann zeigt sich begeistert: „Es lief fast zu gut, um wahr zu sein.“ Doch genau so war es, und bereits im März 2023 nahm das System die Routineproduktion auf. So sieht sich Nordmark für kommende Herausforderungen bestens aufgestellt: „Mit der neuen Anlage in gewohnt guter Qualität sowie dem Wartungsservice von Pharmatec haben wir uns ein Stück Zukunftssicherheit installiert“, fasst Lehmann zusammen. 

Haben Sie Interesse an dem Produkt oder der Dienstleistung?

Gerne helfen wir Ihnen mit dem Anbieter in Kontakt zu treten.

ap@fachwelt-verlag.de


Michael von Papen, 
Chief Expert Pharmatec GmbH

Syntegon