ENERGIEEFFIZIENZ & NACHHALTIGKEIT




 Dekarbonisierung in der Industrie 

Klimafreundliche Glasproduktion

Stefan Wenzel, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, übergibt den Förderbescheid persönlich an Jens Schaefer, Operations Director bei Ardagh Glass Packaging – Germany, im Werk Obernkirchen. (Foto: Ardagh Glass Packaging)

Das Kompetenzzentrum Klimaschutz in energieintensiven Industrien (KEI) unterstützt über das Förderprogramm „Dekarbonisierung in der Industrie“ ein Projekt zum kohlenstoffarmen Umbau der Glasproduktion. Im Rahmen des Vorhabens wird erstmals in Deutschland eine großtechnische Hybrid-Schmelzwanne zur weitgehend CO2-freien Herstellung von Behälterglas errichtet. Die Realisierung hilft der energieintensiven Industriebranche künftig dabei, klimaschädliche Treibhausgasemissionen dauerhaft zu reduzieren. Das Unternehmen Ardagh Glass hat den Bescheid für das Projekt „NextGen Furnace“ in Höhe von rund 12,3 Millionen Euro nun persönlich vom Parlamentarischen Staatssekretär des BMWK, Stefan Wenzel, erhalten. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) fördert das Investitionsvorhaben über das Dekarbonisierungsprogramm.

Mit der feierlichen Übergabe des Zuwendungsbescheids am Werk Obernkirchen (Niedersachsen) ist das Vorhaben am 17. Mai 2023 offiziell gestartet. Dort investiert der Glasproduzent Ardagh die Fördersumme, um die eingesetzte Schmelztechnologie im industriellen Maßstab zu demonstrieren. Durch das Umstellen der konventionellen Fertigung von Erdgas auf einen teilelektrischen Heizbetrieb mit Grünstrom können die prozessbedingten Emissionen dauerhaft um 60 Prozent gesenkt werden. Die Förderung erfolgt im Rahmen des BMWK-Programms „Dekarbonisierung in der Industrie“, das vom KEI betreut wird.

„Wir freuen uns, dass mit ‚NextGen Furnace' nun ein Investitionsprojekt der Glasindustrie eine Förderung über das Dekarbonisierungsprogramm erhält. Durch die Teilelektrifizierung mit Grünstrom wird der Kohlenstoffdioxid-Ausstoß und zugleich die Abhängigkeit von fossilen Energieimporten reduziert“,

erklärt Robert Dünnwald, Koordinator Projektförderung im KEI, anlässlich der Förderbescheidübergabe.

Im geförderten Projekt baut der Glashersteller nun im Laufe des Jahres eine Anlage zur CO2-armen Behälterglasschmelze und erprobt diese anschließend. Insgesamt werden rund 30,9 Millionen Euro in die überwiegend elektrisch beheizte Hybrid-Schmelzwanne am Unternehmensstandort Obernkirchen investiert – erstmalig für diesen Sektor im industriellen Maßstab. Die bislang mit Sauerstoff-Erdgas beheizte Anlage wird künftig zu 80 Prozent durch Strom aus erneuerbaren Energien betrieben. Die besondere Herausforderung bei der komplexen Produktion ist es, die sehr hohen Anforderungen an die Glasqualität für die Lebensmittel- und Getränkebranche sowie pharmazeutischen Industrie zu erfüllen. Die zentralen Parameter sowie eingesetzte Materialien werden über das klimafreundliche Verfahren erstmals unter Realbedingungen demonstriert.

Die Glasindustrie gehört zu den energieintensiven Industriebranchen in Deutschland und hat im Jahr 2021 circa 3,7 Millionen Tonnen CO2-Emissionen verursacht. Beim Herstellen von Hohlglasbehältern entsteht der größte Anteil des Energiebedarfs während des Schmelzprozesses. In feuerfesten Wannen werden die Glasrohstoffe bei Temperaturen von bis zu 1.600 Grad Celsius aufgeschmolzen. Diese werden bisher hauptsächlich mit dem fossilen Energieträger Erdgas befeuert. Durch die Elektrifizierung des Prozesses in Kombination mit dem überwiegenden Einsatz recycelter Glasscherben können rund 60 Prozent der CO2-Emissionen gegenüber der heute üblichen Behälterglasschmelze eingespart werden.

Das Projekt wird vom Bundeswirtschaftsministerium über das bundesweite Programm „Dekarbonisierung in der Industrie“ mit rund 12,3 Millionen Euro gefördert, um den ökologischen Fußabdruck eines zentralen Teils der Glasherstellung zu reduzieren. Das BMWK unterstützt damit die energieintensive Industrie dabei, prozessbedingte Treibhausgasemissionen dauerhaft zu reduzieren und stellt Mittel für die Investitionskostenförderung zur Dekarbonisierung zur Verfügung. Zudem wird das Vorhaben durch die Europäischen Union über den Fonds „NextGenerationEU“ kofinanziert. Dies trägt zum Erreichen des gesetzlich verankerten Ziels der Klimaneutralität bis 2045 in Deutschland bei. Hauptansprechpartner für das BMWK-Programm ist das in Cottbus (Brandenburg) ansässige Kompetenzzentrum Klimaschutz in energieintensiven Industrien.

Ein interdisziplinäres KEI-Team verschiedener technischer und wirtschaftlicher Fachleute begleitet das gesamte Förderverfahren und unterstützt Unternehmen von der ersten Idee über die Qualifizierung bis zu einem förderfähigen Projektantrag. Das in der Strukturentwicklungsregion Lausitz angesiedelte Kompetenzzentrum agiert im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums unter dem Dach der Zukunft – Umwelt – Gesellschaft (ZUG) gGmbH. Die ZUG entwickelt und betreut als Bundesgesellschaft für verschiedene Ministerien eine Vielzahl von Förderprogrammen und strategischen Projekten auf nationaler und internationaler Ebene zum Schutz von Umwelt, Natur und Klima.