ANTRIEBSTECHNIK & MECHANIK



 Elektromotoren für die Getränkeindustrie 

Energieeffiziente Antriebstechnik

In der Getränkeproduktion werden an vielen Stellen Elektromotoren eingesetzt, die viel Energie benötigen. Quelle: ABB Asea Brown Boveri Ltd

Die Herstellung alkoholischer und nichtalkoholischer Getränke ist mit einem hohen Energiebedarf verbunden – unter anderem für die Verarbeitung der Vorprodukte, für Gärungsprozesse, Kühlung und Erhitzung sowie für den Transport von Flüssigkeiten und Gebinden wie Flaschen und Dosen. Wer diesen Energiebedarf senken kann, steigert direkt seine Rentabilität. Ein zentraler Ansatzpunkt sind Elektromotoren, die beispielsweise in Pumpen, Ventilatoren, Rührwerken und Transportbändern eingesetzt werden. Über ein Energieaudit der Produktion, den Austausch veralteter Motoren durch energieeffiziente Motoren und den Einsatz von Frequenzumrichtern können Hersteller den Energieverbrauch um mehr als 50 Prozent senken und damit auch ihren Nachhaltigkeitszielen näherkommen.

Die Preise für Lebensmittelrohstoffe sind in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Der finanzielle Druck auf die Hersteller ist enorm, weil zeitgleich auch die Energiepreise in neue Höhen geklettert sind. Als energieintensive Branche sind deutliche Energieeinsparungen in der Getränkeindustrie daher wirtschaftlich und seitens Klimaschutz notwendig. 

Als wichtige Entscheidungshilfe dienen dabei fundierte Audits zur Bewertung des Energieverbrauchs von Produktionsanlagen. Sie sind der erste Schritt, um Effizienzverbesserungen zu erzielen. Die Analysen liefern die Datengrundlage, mithilfe derer sich das Energiesparpotenzial der elektrischen Anlagen inklusive Motoren und Frequenzumrichter realistisch ermitteln lässt. Ein Projektpartner wie beispielsweise ABB sollte dabei über ein profundes Wissen über Motoren, Frequenzumrichter und Prozesse in der Getränkeindustrie verfügen.

Mit dem Einsatz von Frequenzumrichtern lassen sich Anwendungen im Teillastbereich bis zu 25 Prozent effizienter betreiben. 
Quelle: ABB

Gedrosselte Motoren verschwenden Energie

In den meisten Produktionsprozessen spielen Elektromotoren eine zentrale Rolle. Sie treiben Pumpen oder Förderanlagen an, sitzen in Kompressoren zum Kühlen oder Ventilatoren zum Trocknen von Rohstoffen oder bewegen Mahlwerke, Mischanlagen und Zentrifugen. Gerade ältere Elektromotoren können gar nicht oder nur in groben Stufen in der Drehzahl eingestellt werden. Sie werden durch Bremsen, Drosseln und Ventile „heruntergeregelt“, um die Geschwindigkeit zu steuern. Das führt letztlich zu unnötigen Energieverlusten, weil der Motor mehr Arbeit leistet als nötig.  

Das Grundproblem ist hierbei die Wechselstromfrequenz, die physikalisch bedingt direkt die Motor-drehzahl festlegt. Jeder Frequenzwechsel dreht den Motor um einen bestimmten Winkel weiter. Ein sanftes Steigern der Drehzahl, wie wir es heute von Elektroautos kennen, ist mit einer fixen Frequenz wie 50Hz nicht möglich.

 

Mit Frequenzumrichtern den Energieverbrauch senken

Die Lösung für diese Problem ist der Einsatz eines Frequenzumrichters. Er besteht aus einem Gleichrichter, einem Zwischenkreis und anschließendem Wechselrichter und kann elektrische Wechselspannung in eine andere Form von Wechselspannung mit einer variablen Frequenz umwandeln. Moderne Frequenzumrichter arbeiten sehr energieeffizient und können auch Anwendungen im Teillast-bereich betreiben, weil sie Drehzahl und Drehmoment eines Elektromotors direkt regeln. Sie machen damit den Einsatz überdimensionierter Motoren mit mechanischen Bremselementen überflüssig. 

Auf diese Weise verbessert sich die Energieeffizienz ganzer Produktionsketten erheblich. ABB bietet Frequenzumrichter und Steuerungen, die, gepaart mit fundiertem Anwendungs-Know-how, verschiedene Prozesse in der Getränkeindustrie optimieren. So lässt sich allein durch den Einbau eines Frequenzumrichters der Energieverbrauch in der Regel um etwa 25 Prozent senken.

Synchronreluktanzmotoren sparen nicht nur Energie und Kosten, sondern benötigen auch keine Seltenen Erden. Quelle: ABB

Den Wirkungsgrad der Motoren verbessern 

Neben Frequenzumrichtern kann auch die Aufrüstung oder der Austausch von Motoren die Gesamteffizienz von Anwendungen in der Getränkeindustrie verbessern. Denn häufig liegen die Wirkungsgrade der üblicherweise eingesetzten Motoren bei den Effizienzklassen IE3, IE2 oder sogar nur IE1. Diese Effizienzklassen sind in der EU-Verordnung 2019/1781 beschrieben, die sich auf die Definition der internationalen Norm IEC 60034-30-1 stützt. Sie sind wie folgt definiert:

  • IE1 ‒ Standard-Effizienz
  • IE2 ‒ Hohe Effizienz
  • IE3 ‒ Premium-Effizienz
  • IE4 ‒ Super-Premium-Effizienz
  • IE5 ‒ Ultra-Premium-Effizienz

Seit 2021 dürfen laut EU-Verordnung nur noch IE3-, in manchen Anwendungsbereichen nur noch IE4-Motoren eingebaut werden.

Verfügbar sind mittlerweile hingegen hocheffiziente Motoren mit einem Wirkungsgrad von IE5, wie etwa Synchronreluktanzmotoren von ABB, die mit Frequenzumrichtern geregelt werden. SynRM sind leise und haben keine Rotorverluste, was zu einer niedrigeren Betriebstemperatur führt. Außerdem kommen sie ohne Seltene Erden aus. Der IE5-SynRM hat in den meisten Fällen die gleiche Baugröße wie ein IE2-Asynchronmotor, so dass mechanische Modifikationen entfallen und dieser Motor sich gut als Ersatz eignet.

Bei einer Umrüstung eines IE3-Motors auf IE5 sind Energieeinsparungen bis zu 40 Prozent möglich, was die Stromkosten deutlich senkt. In einigen Länder wird die Modernisierung mit Steuererleichterungen, staatlichen Zuschüssen und anderen finanziellen Anreizen unterstützt.

Darüber hinaus lassen sich der Stromverbrauch und die CO₂-Emissionen mit digitalen Lösungen weiter reduzieren. Sie erfassen die Daten der Geräte und erlauben detaillierte Einblicke in den Status der Anlage. Mit cloudbasierten Analyse-Software (Technologien) lassen sich Probleme präzise erkennen und potenzielle Ausfallzeiten vermeiden, indem Wartungsfenster rechtzeitig eingeplant werden. Die Analyse-Werkzeuge können auch dazu dienen, gezielt nach auszutauschenden Motoren zu suchen und damit die größten Stromfresser zu finden und zu ersetzen. 

ABB liefert mit digitalen Lösungen und fundiertem Fachwissen einen wichtigen Beitrag, um Effizienzziele sicher und schnell zu erreichen. So verfügen die Experten über tiefgehende Kenntnisse zu typischen Anwendungen in der Getränkeindustrie. Daraus entsteht das Verständnis, wie sich die Modernisierung und Aufrüstung einzelner Komponenten auf den Prozess als Ganzes auswirken wird. Verantwortliche in der Branche können dadurch bessere Entscheidungen treffen und die Energieeffizienz der Produktionskette auf ein neues Niveau heben.